II. Zeitr.
Vinci stiftet eine Zeichnenschule in Mail.
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Zweiter
Zeitraum.
stiftet eine Zeichnenschule in Mailand. Seine und
bessern Landsleute Zöglinge bis auf Gaudehzio.
Vinci
der
In der florenzer Schule handelten wir kurz von Lionardo
du Vinci's Erziehung, seinem Style, seinem Aufenthalt in
mehrern Städten, wo auch Mailand und seine dort eröffnete
Schule genannt wurde. Nach Vasari kam er 1494, in des
Fürsten Lodovico il Moro erstem Regierungsjahre, dahin; oder
war vielmehr wenn nicht beständig, doch Geschäfte halber seit
1482 dort, wie man neuerdings vermuthet hat I], und verliess
es, nachdem die Franzosen die Stadt eingenommen, also im
Jahre 1499. Die Jahre, welche Lionardo in Mailand zu-
brachte, waren vielleicht seine ruhigsten, gewiss aber für die
Kunst förderlichsten, die er erlebte. Der Herzog hatte ihm
die Leitung einer Zeichnenakadeixlie übertragen, die, wenn ich
nicht irre, in Italien zuerst für Andere bessere Richtschnur
ward. Sie ward auch nach Vinci's Abgang immerfort be-
sucht und bildete treiiliche Künstler, welchen des ehmaligen
Vorstehers Lehren, Schriften und Muster statt seiner dienten.
Von seiner Lehrart haben wir nicht bestimmte Kunde; nur so-
viel wissen wir, dass nach wissenschaftlichen, aus der PhiloÄ
sophie abgeleiteten Grundsätzen, deren Vinci nach allen Sei-
ten hin mächtig war, gelehrt wurde. Seine Abhandlung über
die Malerei, welche, obwol unvollendet, doch wie ein zweiter
Kanon Poliklefs angesehen wird, zeigt, wie Lionardo lehr-
te z). Dasselbe zeigen seine vielen und verschiedenen Schrif-
'ten, welche Melzi zum Erbe fielen und im Lauf der Zeit zer-
streut mehrere Cabinets schmücken. Vierzehn Bände dem.
Staate geschenkt befinden sich in der ambrosischen Bibliothek;
viele sind geeignet, der Jugend die Schwierigkeiten der Kunst
l) Am oretti Memarie storiche di Liomzrdo da Vinci. p. 20. L.
2) Sie ist mit den Kupfern wieder 1792 zu Florenz gedruckt worden
nach einef Handschrift S t efan 0 's d ella Bella in der Bibliothek
Ric cardi 75 , dessen gelelirler Bibliothekar F0 n lani Sie nebst einer
Lobrede Vi n c i 's herausgab, welche über lieben , Gemälde und,
Zeichnungen desselben reichliche Kunde giebt. Auch eine Lobrede
Stefano ls ist dabei und, eine Abhandl. L amPs über die ilßlischen
Bildhauer und lilaler, die von 1000 bis 1300 blühten, L.