394
Oberitalien.
Mailänäisclme
Schule.
Anschaulichkeit, dass, wenn sie mit mehr Zierlichkeit verbun-
den wäre, er hierin Wenige seines Gleichen haben würde. Es
ist da eine Gruppe spielender Soldaten, wo auf jedem Gesichte
die Aufmerksamkeit und Gewinnlust zu lesen ist. Auch im
Zartcn sind einige sehr schöne Köpfe, wenn gleich die näch-
sten wie die fernstcn gleich kräftig gehalten sind. Grossartig
und wohl verstanden ist das ßaukünstlerische in den Thoren
und Häusern von Jerusalem, und ganz mit dem perspectivi-
"sehen Zurückweichen, das man damals an dieser Schule so
schätzte. Auch behält er noch den unter den Mailändern bis
auf Gnu denzio dauernden, obwol lange zuvor in andern
Schulen nbgeschafften Kunstbrauch bei, etwas Plastischcs in
den Gemälden beizumengen und somit erhabene Heiligen-
Scheine, Menschen- und Pferdeschmuck anzubringen.
Am brogio aus Fossano, einem Orte im Piemontischenls),
derselbe, welcher in der grosscn Karthause zu Pavia die gross-
artige Giebelseite der Kirche zeichnete, war Baumeister und
Maler. In der vorerwühnten Kirche ist ein Bild, welches von
ihm , oder seinem Bruder seyn soll; hinsichtlich des Pinsels
nicht so fein als Mantegna, im Geschmack aber ihm nicht
sehr unähnlich. A n d r e a M i l a n e s e , welcher in einer An-
merkung zu Va s a ri mit A n d r e a S a l ai verwechselt wird,
erwarb sich Zan et ti's Beifall durch ein schönes Bild in
Murane vom Jahre 1495 und scheint sich in Venedig gebildet
zu haben. Ich kann B ottari nicht zugeben, (lass er einer
und derselbe mit Andrea del Gobbo sei, den Vasari im
Leben Coreggiws nennt; denn dieser war Gaudenziavs
Anhänger (Lomazzo Tratt. c. Um dieselbe Zeit blühte
Stefano Scotto, Meister des Gaudenzio Ferrari, den
Lomazzo seiner Arabesken wegen sehr rühmt. Aus seinem
Geschlechte stammt vielleicht ein Felice Scotto, der in
Como viel für Privaten und in S. Croce sehr achtbare Bilder
i
18) Viele jetzt zu Piemont gehörige Orte waren ehedem mailändisch,
wie mehrmal bemerkt worden. Die Stadt Vercelli ward 1427 zum
Hause Savoien geschlagen und erfuhr im Laufe der Zelt manchen
YVechsel. Viele ihrer ältern Maler werden zu den llvlailiinllern ge-
rechnet, weil sie ihre Schüler waren, aber sie können als Bürger
unter den Piemontern bleiben. Dies zur ergänzenden Erläuterung
manches Vorigen und Folgenden, L.