Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Zweiter Band)

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Oberitalien. 
Mailänßische 
Schule. 
ter Julius Il. die von Vasari so sehr gerühmten Bildnisse 
gemalt, welche, bevor sie weggerissen werden sollten, damit 
Rnffael auf dieser Stelle malen könnte, auf Ansuchen 'Gi0- 
vio's , der sie in sein Museum aufnehmen wollte, copirt wur- 
den. Sicher gehören Bramantinfs Bilder im Vatiean 
nicht in die Zeiten Nikolaus V., wie ich erwiesen habe. Hier- 
auf kehrte er nach Mailand zurück, wie wir von L0 mazzo 
wissen; und aus dieser bessern Zeit scheint ein Ambrosius 
und Michael mit U. L. F. zu seyn; ein auf venediger Art 
colorirtcs Bild der Gallerie Melzi, wovon ein andermal die 
Rede seyn wird. 'Auch in Si Francesco sind einige von ihm 
gezeichnete und gemalte Bilder von einer Grossheit, die fast 
über seiner Zeit steht. Sein auszeiehnendes Verdienst aber ist 
die Perspective, deren Regeln Lomazzo aus Verehrung gegen 
diesen grossen liiann in sein Werk aufgenommen hat. Er 
führt auch als Beispiel einen todten Christus unter den Marien 
an, an der Thür des S. Sepolcro, ein Werk, welches das Auge 
täuscht, indem die Beine des Erlösers, von welchem Standorte 
aus man sie auch betrachte, sich immer richtig nach dem 
Auge des Beschauer wenden. Ich weiss, dass viele Andere 
dies auch gethan; aber es ist ein verbrauchtes Sprüchwort, 
dass ein Erster mehr gilt, als viele Zweite. Ein Werk dieses 
grossen Perspectivmalers haben die Cisterzienser in ihrem Klo- 
ster, Christi Höllenfahrt. Es hat wenig Figuren mit nicht 
gar gewählter! Gesichtern, aber von wahrem und gediegcnem 
Colorit, wphl aufgestellt, abgestuft, in schöne Gruppen abge- 
theilt, mit einem schönen Zurückweichen der Pfeiler, irelche 
den Ürt schmiickend abgrünzen, und von einem Zusammen- 
klang, der jeden Besehaucr festhält. Sein Schüler war Ago- 
stin da Milano, höchst kundig der perspeetiviscllen Ver- 
kürzung, von dessen Hand in der Karnieliterkirche ein so 
sehützbares Gemälde war, dass Lomazzo es mit der Kuppel 
von Corcggio im Dom zu Parma. zum Muster aufstellt. In 
Lomazzo's Verzeichnis wird er geradehin mit den Worten 
angegeben: "Agostino di Bramantino, ein niailiinilischer 
Maler, Schüler des Bramantino selbst." Ich weiss nicht, 
wie dies Pagave entgehen und er jenen alten Agostino 
Bramautino aufführen konnte, der von seiner Familie her 
so hicss, nicht von seinem Meister, dessen Daseyn wir bloss
	        
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