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Oberitalien.
hlailändische
Schule.
bis er nach Mailand kam, die Baumeister des Doms kennen
lernte, unter diesen Bern ardo, und sich ganz dcr Baukunst
zu widmen beschloss, wie er auch that; dass er vor 1500 von
da "nach Rom ging, wo er Alexander VI. und Julius II. diente
und siebzig Jahr alt 1514 starb. Es steht zu fürchten, Va-
sarihabe nicht eben sorgfältig Nachrichten über diesen gros-
sen Mann gesammeltÄ Genauer hat Pagave geforscht. Die-
scr hat aus Wahrheitsliebe, der Seele der Geschichte, sogar
auf die Ehre seiner Vaterstadt verzichtet, einen Bramante
gezogen zu haben, ihn daher nicht für Carnevaleßs, oder
Piero's della Francesca, oder Mantegnzfs Schüler
ausgegeben, wie Einige bei Colueci. Wohl aber hat er be-
merkt, dass er um 1476 bereits als Meister nach Mailand ge-
kommen, nachdem er in Romagna Paläste und Tempel auf-
geführt hatte. Von dieser Zeit an bis zum Sturz des Moro,
d. h. bis 1499, blieb er in Mailand, wo er dem Hofe für
reichlichen Gehalt diente und auch von Privatleuten oft als
Baumeister, nicht selten als Maler gebraucht ward.
Dass Brainante ein tüchtiger Maler gewesen, liiugnet
Cellini in seiner zweiten Abhandlung und nennt ihn vielmehr
nxittelmässig; auch in Unteritalien, wo er nie in den Gallerien
genannt wird, wissen wenige von ihm; im Mailändisehen aber
ist er sehr bekannt. Das behaupteten schon Cesariano und
Lomazzo, der an mehrern Stellen seines Werks lobend von
ihm spricht und Bildnisse; heilige und profane Gemälde mit
Leimfarben und auf Kalk aufzählt. Im Allgemeinen bemerkt
er an ihm eine Behandlung, die der des Andrea Mantegna
gleicht. Auch er hatte sich ehr nach Gypsabgüssen gebildet,
und daher kam es, dass er dem Fleische zu starke hohe Lich-
ter gab. Er bekleidete, wie Mantegna, die lliodclle bald
mit leimgetränkter Leinwand, bald mit Papier; darum konnte
er in den Falten die Alten verbessern. Gleich ihm brauchte
er zu seiner Leimfarbenmalerei ein gewisses klebrichtes Wasser,
wofür Lomazzo ein von ihm selbst gereinigtes Gemälde als
Beleg anführt. Die von Lomazzo und Scaramuccia ge-
nannten Wandgemälde Bramanteis an öffentlichen Orten in
Mailand sind jetzt untergegangen, oder verdorben; nur in den
Palästen Borri und Castiglioni sind in einigen Zimmern
nicht wenige erhalten. In der Karthause zu Pavia ist auch"