Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Zweiter Band)

V. Kap. Ergter Zeitraum. 
bis auf Vinci. 
Die Alten 
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beiten, und fand, dass er den todten Christus in Verkürzung 
und den Diener, der in Mailand das Rose täuschte, wie viele 
Ansichten gemalt. Dies sind lauter Irrthüxiler, wenn sie einem 
Bramantino, der um 1450 gelebt haben soll, gelten; aber 
lauter Wahrheiten, wenn sie einen Bramantino, Braman- 
te-"s Schüler, betrelTen, der 1529 lebte. Ich sehe also nicht ein, 
wie Pagave in den mailündischen Arbeiten VasariJs Irrthum 
entdeckt haben will und in denen im Vatican, welche doch 
 nach Vasari selbst einem und demselben angehören sollen, 
demselben Irrthum wieder beiplliehten konnte. Besser war es 
zu sagen, Vasari verstosse gegen die Zeitrechnung, wenn er 
annehme, Bramantino habe unter Nikolaus V. gemalt; 
als einen alten' Bramantino, genannt Agostino, anzu- 
nehmen, von welchem in Rom eine sehr schöne Arbeit im 
päpstlichen Palaste zu sehen sei, und doch keine weiter in 
Rom, Mailand, noch sonstwo. Mithin lüugne ich diesen alten 
Künstler ab bis auf bessere Beweise, und werde noch vor Ende 
dieses Zeitraums hierüber neue Aufschlüsse geben. 
Zur Zeit des berühmten Franz Sforza und des Card. 
Ascanio, seines Bruders, welche eben so geneigt waren, die 
Stadt mit schönen Gebäuden, als die Gebäude mit schönen 
Verzierungen zu bereichern, standen viel Baukünstler und Bild- 
ner und, was uns mehr angeht, für die damalige Zeit ge- 
schickte Maler auf. Ihr Ruf verbreitete sich durch ganz Ita- 
lien und zog nachher Bramante nach Mailand, einen glück- 
lichst für Baukunst und Malerei begabten Jüngling; der sich 
in Mailand einen Namen machte und hierauf Italien und die 
Welt belehrte. Diese nun hatten es im Colorit nicht weit ge- 
bracht; es ist stark, aber gewissermassen trübselig; eben so 
wenig in der Gewandung, welche streifweise und kerzengerade 
ist, bis auf Bramante; dazusind sie in Gesichtern und Be- 
wegungen kalt. Jedoch rerbesserten sie die Malerei hinsicht- 
lich der Perspective, nicht bloss durch Werke, sondern auch 
durch Schriften, so, dass Lomazzo wol sagen konnte, wie 
in der Zeichnung den Römern, im Colorit den Venedigern, so 
gebühre in der Perspective den Lombarden Lob. Ich will seine 
YVorte aus dem Trattato dellu pittura S. 405. anführen: „Wie- 
dererfinder dieser Kunst waren Gio. da Valle, Costan- 
tino Vaprio, Foppe, Civerchio, Ambrogio und Fi-
	        
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