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Oberitalien.
Mailändische
Schule.
heil. Benedict und eine heilige Blutzeugin darstellte, mit der
Umschrift: Gitwomo Morazone lt laurit questo lauorier. an.
Dm". MCCCCXXXXI. Der ehrliche und kritische Zanetti
überzeugte sich aus der lombardischen Mundart und mehrern
Malereien in lombardischen Städten, dass er keineswegs ein
Venediger, Sondern ein Lombarde sei, um so mehr da M0-
razzone, woher er den Namen führt, ein Ort in der Lom-
bardei ist. Das ist nun freilich hier kaum der Mühe wertli;
denn dieser Giawcomo, der in Venedig mit Jacobello del
Fiore zugleich arbeitete, ist unbedeutend, wenigstens in dic-
sem Bilde, wo kein Fuss nach den Regeln der Perspective auf
dem Boden steht, und ausserdem nichts ist, was ihn sonderlich
von den Malern des vierzehnten Jahrh. vortheilhaft auszeichnete.
Im alten Styi malte auch ein gewisser Michelino und
fuhr bis ans Ende fort die Figuren gross und die Gebäude
klein zu malen, was Lomazzo an den ältesten Malern ta-
delt. Jedoch räumt er diesem einen Platz unter den Bessern
seiner Zeit ein, thcils der Thiere aller Art wegen, die er, wie
L. meint, staunenswerth malte, theils wegen der menschlichen
Gestalten, die er nicht nur im Ernsten, solidem auch in der
Posse gut darstellte; in welcher Gattung er seiner Schule Mu-
ster blieb. Michelino scheint auch von Auswärtigen ge-
schätzt worden zu seyn; denn in Morelli's Abiizia 9) heisst
es, im Hause Vendramini zu Venedig werde ein Buch in
Quart. in Bockledcr mit Ülfhieren von diesem Kiinstler gemalt
aufbewahrt. Nicht lange nach diesem ist, nach Pagave, Ago-
stino di Bramantino zu setzen, den weder Bottari,
noch die neuesten Forscher der Malergeschichte kennen. Ich
fürchte sehr, ein Irrthum Vas ari's hat diesen genauen Schrift-
steller zu einem andern veranlasst. Wenn nämlich Vasari
bemerkt, dass in einem Zimmer des Vaticans, wo Raffael
nachher malte, um ihm Platz zu machen, die Malereien Pie-
ro's della Francesca, Bramantinfs, Signorellits,
des Abts von S. Ciemente abgetragen wurden, so setzte er vor-
aus, dass die beiden ersten gleichzeitig dort unter Nikolaus V.,
d. h. um 1450 gearbeitet. Weil er nun diesen Bramantino
achtete, so sammelte er auch Kunde über seine sonstigen Ar-
9) Dort wirxl
Mailänder genannt.
81, als