V. Kalb
Erster Zeitraum.
Die Alten bis auf Vinci.
379
genannten Basilika des heil. Ambrosiusxfehlt es nicht an manchen
Belegen G) Uebcr dem Martyreraltar ist ein Gewölbbogen aus
gebrannter Erde mit Figuren in Basrelief, die sehr verständig
gezeichnet und gemalt sind, beinahe wie die guten Musivarbei-
ten in Ravenna" und Rom; er soll aus dem 10W" Jahrh. oder
da herum seyn. Dort sind auch die heil. Schläfer bei der
Thür, welche um dieselbe Zeit gemalt, nachher überweisst,
endlich wieder zum Vorschein gekommen sind und sorgfältigst
von den gelehrten München, welche diesen Tempel zu besorgen
haben, erhalten werden. Auch die Säulenhalle hat einen sitzen-
den Erlöser ruit einem knieenden Frommen, ganz in griechi-
schem Styl, und eine Kreuzigung, die, nach den Schriftzeichen
zu schliessen, man lieber dem dreizehnten, als dem folgenden
Jahrhundert zuschreiben möchte. ich übergebe einige Bilder
des gekreuzigten Heilands und U. L. E, die in der Stadt und
im Gebiet zerstreut sind, indem statt aller UÄ L. F. bei S. JSa-
tiro und die zu Gravedona hinreiehen7).
Dem zufolge nun glaube ich, dass die Malerei in Mailand
und dessen Gebiet nie untergegangen sei, noch geschlafen habe.
Hätten wir nur Nachrichten zu einer vollständigen Geschichte!
Aber von diesen Künstlern haben die ältesten wenig und nur
beiläulig geschrieben; wie Vasari in dem Leben des Bra-
mante, Vinei, Carpi, und Lomazzo im Trattato, und
im Tempio oder teatro s) della pittura. So haben auch einige
Neuere wenig und nicht immer gründlich Genaues beigebracht,
wie Torri, Latuada, Santagostini, dessen Berichte Or-
landi gesammelt und in seinem Äbbecedurio vereint hat. Ei-
sie die Künste unterdrückt hätten, so kann ihnen doch der gerechte
Vorwurf gemacht werden, dass ihr roher Sinn die wilde Ausertung
der Künste herbeiführte und dass die Gothen mit edlerm Geiste den
Künsten schützend und fördernd gewesen waren. Q.
(i) Ueher die Basilika des heil. Ambrosius empfehlen wir die Be.
Schreibung in Voynge dems le ßlilanrzis pur Alillin T0. I. p. 162.
wegen der reichhaltigen litt. Nachweisungen, mit welchen überhaupt
dieses XVerk ausgestattet ist,
7) Als eines der ältesten Bilder in Mailand muss man die wie eine
Reliquie verehrte Madonna di S. Anzbrosio betrachten. Auch zeigt
man ein Bild, welches das des Heiligen selbst seyn soll. Q.
8) Er nahm die Idee zu seinem Werke aus des Giulio Camillo
Tcatru, womit er Kap. 9, sein Werk vergleicht. Daher glaube ich,
man könne es, wie manche andere, die zwei Titel haben, 'nichl. un-
schicklich auch so benennen, wie denn auch Einige gethan haben, L,