IV. Kap.
IV. Zeitr.
373
Auswärtige Style in Cremona.
Privathäusern sieht man von ihm Bildnisse und geschichtliche
Kabinetbilder, meistens aus der heil. Schrift. Viele sind nach
Deutschland und in andere fremde Länder gegangen; denn da
er achtundzwanzig Jahre in Diensten des D. Gio, Fran-
cesco Gonzaga, Fürsten von Bozolo, stand, so wurden
seine Gemälde oft an Herrn ausserhalb Italien verschenkt,
oder von ihnen verlangt. So lange er in seinem Geburtsort
war, hielt er eine Schule des Nackten und unterrichtete die
Jugend.
Nach ihm lebten in Cremona zwei Maler, von welchen
der Geschichtschreiber bemerkt, sie müssten, der Aehnlichkeit
wegen in ihren Gemälden, wenigstens aus einer gewissen Zeit,
wiewol sie im Colorit einander unähnlich seien, aus derselben
Quelle geschöpft haben. Der eine ist Angele Massarotti
aus Cremona, der andere Robert la Longe aus Brüssel,
einer der vielen lllaler, Welche in Italien den Beinamen Nieder-
länder haben, und somit in der Geschichte Irrthümer veran-
lassen. Angele ist sicherlich ein Zögling Bonißolfs, und
wiewol er mehrere Jahre bei Cesi in Rom war, wo er zu S.
Salvatore in Lauro auch malte, so hat er doch ausser der ge-
ordneteren Composition nicht viel Römisches. Uebrigens zieht
er in seinen Gemälden Bildnisse den idealen Formen vor und
hütet sich nicht immer vor den Fehlern der Naturaliten; da-
her ier zuweilen, besonders in der Bekleidung, ins Schwerfäil-
lige geräth. Ferner hat er eine öliehtere Farbe, als man da-
mals in Rom brauchte, wesshalb sich aber seine Bilder halten
und hinlänglich runden. Sein Meisterwerk ist wol in S. Ago-
stino das grosse Gemälde, wo der Heilige den verschiedenen
unter seinem Banner streitenden Mönchsorden die Regel ertheilt;
hier ist in einer Menge von Figuren in Ideen, Gebärden,
Trachten eine bewundernswerthe Mannichfaltigkeit,
Robert la Longe besuchte vielleicht Bonisolfs
Schule und hielt sich zuweilen, wie wir sagten, an Magga-
rotti; aber dort und in Piacßnza, wo er viele Jahre lebte
und starb, zeigte er sich als mehreren Stylen zugethan, immer
jedoch weich, klar, einstimmig, flcischig, als ob er nie aus
Flandern gekommen wäre. Bald eifert er Guido nach, wie
in einigen Geschichten der heil. Therese zu S. Sigismondo in
Cremona; bald nähert er sich Guercino, wie in einigen un-