Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Zweiter Band)

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Oberitalien. 
Die cremoner Schule. 
neuen Idee dar; und in so vielen Städten, wo er malte, kann 
kein Bild in Erfindung mit dem andern verglichen werden. 
Eben so mannichfaltig war er in Nachahmung des Styls, wenn 
es, ihm beliebte. Im Dom von Cremona malte er einen Gekreu- 
zigten unter mehrern Heiligen, im besten venediger Geschmack. 
Die H. ägyptische aus dem Tempel gewiesene Maria, die man 
dort zu S. Pietro sieht, hat viel Römisches. Zu S. Abbondio 
ist eine Pietai, welche beweiset, dass es ihm nicht misbehagte, 
auch für einen Caraceisten zu gelten. i 
. Seine berühmtesten WVandgemülde, um deren willen er zum 
Ritter gemacht wurde, waren zu Parma in dem sogenannten 
Gartenpalaste. Auch die eben erwähnte Kuppel in S. Abbondio 
ist ein weitliiuliges Werk; hier aber führte er Giulio Cam- 
pi's Zeichnung aus, doch mit einer Meisterschaft des Pinsels 
und einer Kraft des Colorits, welche der Erfindung gleicht, 
vielleicht sie übertrifft. Denn, die Wahrheit zu sagen, besass 
Giulio die Kunst nicht, die Engelgruppen so zu vermannich- 
faltigen, wie nachher die Caraccisten thaten; sondern er und 
seine Jünger ordneten sie oft wie die Pferde in den alten Drei- 
und Vierspännerix, alle in eine Linie oder auf andere, den 
bessern Schulen nicht gewöhnliche Weise. Der cremonerx Ge- 
schichtschreiber hat Ritter Trotti einigermassen wegen seiner 
Härte damit zu entschuldigen gesucht, dass er sie seinen Ge- 
liiilfen oder Zöglingen aufrückt, deren Bilder Baldinucci 
dem Malo sso zugeschrieben hat. Von einigen mag dies 
wahr seyn; es giebt aber andere mit Trottißs Namen, vor- 
züglich in Piacenza, die doch an diesem Fehler leiden, An 
einem Maler zweiten Ranges einige Fehler nachzuweisen, darf 
nicht verargt werden; eben dieser Fehler wegen wird er nicht 
unter die des ersten gesetzt. 
Trotti bildete nicht wenigSchiiler, die bis 1600, sei- 
ner Manier sehr zugethan, blühten; obwol im Fortgange der 
Zeit, als in Italien die Griindungsart schlechter ward und das 
Jahrhundert einem ileckenweisen Style huldigte, sie sich von 
der Klarheit entfernten, welche grossentheils seine Eigenheit 
bezeichnet. Von Ermenegildo Lodi schreibt Baldinucci 
und Orlandi, welcher in zwei Gemälden nicht Meister und 
Schüler unterschied. Dies mochte wol der Fall seyn, wenn 
er unter Trotti's Augen malte, welchem er bei vielen Ar"
	        
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