Erster
Zeitraum.
Alten.
Die
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Lüfte gewöhnlich matt und bleich, um die so schönfarbigen
Figuren noch mehr zu heben. Auch suchten sie ihre Compu-
sitionen mit möglichst lieblichen Bildern aufzuheitern; daher
sie denn in frommen Bildern gern heitere Engelchen anbrach-
ten, welche sie um die Wette behende und beweglich, bald
singend, bald spielend, oft mit schön geflochtenen Frucht- und
Blumenkörbchen darstellten, manchmal möchte man sagen mit
frischem Thau gebadet. In Bekleidung der Figuren folgten sie
(lcr Natur und hielten sich am meisten fern von jenem ängst-
lich kleinliehen und steifen Faltenwurf, von dem Einschnüren
der Körper auf Muntegnaw Weise, welche andere Schulen
ensteckte.
Manche Beiwerke hielten sie hoch, wie sie denn Throne
reich und prachtvoll, Landschaften erstaunlich wahr nach der
Wirklichkeit, Bauten hallcn- und tribunenmiissig darstellten. Man
bemerkt, dass sie sich zuweilen nach der Steinart richteten,
und bei Altären eine Fortsetzung derselben in das Bild hinein
sich dachten; daher denn die Aehnlichkeit der Farbe und des
Geschmacks das Auge täuscht und man zweifelhaft wird, wn
die äussere Verzierung endet und das Gemälde anfängt 26).
Auch kann man diese Meister nicht leicht, wie manche Schrift-
Steller gethan haben, für leidige Handwerker und Handfertige
halten, obgleich man lieset, dass Serlio Einigen die Bauten
gezeichnet habe (Notizen p. 63). Dagegen höre man den ge-
lehrten Daniel Barbara, der in seiner Pratica di prospet-
26) In diesem Geschmack war Gio. Bellino's Fernung in dem
berühmten Bilde des heil. Zachariss in Venedig. Auf dem Hochaltar
Iles Doms in Capo düstria ist ein anderes von Carpaccio dem
ältern von noch mehr LVirkung. Im Hintergründe des Bildes Sitzt
Ruf einem prachtvollen Throne U. L. F. mit dem göttlichen Kinde,
das auf ihrem Schoose steht; um sie herum, auf drei Stufen ver-
theilt, sechs der verehrtesten Beschützer des Orts, in Tracht und G6-
bärden höchst maxmichfaltig; und einige Pjngelein, die pielen, und
mit kindlicher Einfalt den Beschauer anblickend wie zum Mitge-nusß
auffordern. Zu dem Throne führt eine lange, wohlverstaiadene und
Wohlßbgeilufte Säulenreihe, die ehmals mit einer schönen Säulenreihe
von Steinen verbunden war, welche von dem Bilde aus sich dzurch
die Cüllelle heraus erstreckte, das Auge täuschte, ja wie mit einer
Perßpective bezaulaerle, nachher aber, als man die steinernen Säuüelt,
"m die Tribune zu erweitern, wegnahm, auch wegtiel. Die Gr-else
der StaIdt, die diesen Genuss noch hatten, erzählen den Fremden "m;
Sehnsucht davon, und ich erwähne dies noch gern, eh das Anden kell
daran ganz erlischt. L.