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Oberitalien.
Die cremoner Schule.
ungeachtet will man die Geburt U. H. in S. Domenico für
Bernurdino's vollkommenstes Werk und gleichsam einen
Kanon halten, worin er alle Vollkommenheiten der Malerei zu-
sammenfassen Wollte. S0 urtheilt Lama, der sein Leben
weitläuiig beschrieben hat; daher seine Nachrichten über diesen
Campi die vollständigsten sind, die man hat. Auch hat er
ein Verzeichnis seiner Werke in der Vaterstadt und in Mai-
land, wo er einen grossen Theil seines Lebens zubrachte, o
wie derer im Auslande geliefert. Man findet viele Bildnisse für
kFürsten und Privatleute. Diese Kunst theilte er mit sehr
Wejligen, und durch sie erwarb er sich Ruhm und Vermögen;
Seln 'l'0rlesjahr welss man nicht genau; es muss um 1590
fallen, um welche Zeit die Malerei in Cremona eine neue
Gestalt gewann.
i-iii
Dritter
Zeitraum).
lDie_
Schule der Cguupi verschlimlnert sich
'l'rotli und andere halten sie.
allmäl ig.
Aus obigem kleinen aufgestellten Bilde wird man leicht er-
kennen, dass die Schule der Campi gleichsam ein Entwurf
der Caraceisehen war, und warum, da doch beide eine und idie-
selbe Absicht hatten, die erstere sie doch weniger erreichte,
als die zweite. Die Caracci niinilicln waren allekdrei tref.
fliche Zeichner und wollten immer als solche erscheinen; sie
waren ferner Eins durch Herz und Ort, halfen also einander
stets; endlich hielten sie stets eine Akademie in Leben und
Bewegung, deren Zweck nicht sowol war, allerlei Kunstver-
fahren zu betrachten, als über die mannichfaltigen Wirkungen
der Natur nachzudenken, damit ihre Werke, so zu sagen,
Söhne, nicht Enkel derselben wären. Die Campi dagegen
strebten weder stets nach Trefilichkeit, noch lebten sie zusam-
men, noeh vereinten sie sich je, ein so folgerechtes und regel-
xnüssiges Ganzes einer Akademie zu bilden, sondern jeder
wohnte und hielt seine Schule für sich, und lehrte, wenn ieh
nicht irre, mehr, wie nxan ihn nachahmen, als wie man malen