ILZeitr. Camillo Boccaccino. Il Sojaro. Die Campi.
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nichts zu wünschen übrig gelassen. Ausserdem zeigte man
noch vor nicht gar langer, Zeit auf einem Freiplatze zu Cre-
mona eine Giebelseite mit einigen wenigen noch vorhandenen
Figuren, welche Karl V. wunderbar ansprechen und viel Lob
von ihm einürnteten. Noch sind die sehr schönen Bilder des
Cistello und des heil. Bartholomüus dort vorhanden.
Von Bernardino oder Bernardo Gatti auf beide
Arten unterzeichnete er sich habe ich bei der Schule von
Parma weitläufig gehandelt. Hier muss ich ihn wenigstens
unter den besten Meistern Cremomfs erwähnen. Cam pi und
Lapi machen ihn unbestreitbar zu einem Cremoner, Andere zu
einem Verceller; ja man hält ihn für den Bernardo von
Vercelli, der nach Pordenone zu S. Maria di Campagna in
Piacehza malte, wie Vasari erzählt. Nach Andern stammt
er aus Pavia und soll in der Kuppel des dortigen Doms sich
unterzeichnet haben Bernardinus Gattz" Papiensis 1553!, wie
der anderwärts von uns angeführte Graf Carasi berichtet.
Mögen Andere die Streitfrage besser untersuchen; mir scheint
es kaum glaublich, dass zwei gleichzeitige Schriftsteller sollten
geirrt haben, die, kurz nach Bcrnardinvs Tode schrieben,
als er noch im öffentlichen Andenken lebte, welches sie ja,
wenn sie sich von der Wahrheit entfernt hätten, sogleich der
Lüge zeihen konnte. Dazu kommt, dass Cremona von S0-
jaro ziemlich viel Bilder hat, von seiner frühesten Jugend an
bis in sein höchstes Greisenalter, als er achtzig Jahr alt und
schon vom Schlage gelähmt mit der linken Hand malte. Und
doch malte er noch damals für die Hauptkirche die funfzig
Palmen hohe Himmelfahrt der Maria, welche, wie Lamo mit
Recht sagt, obgleich er darüber starb und sie unvollendet
liess, ein Wunderwerk ist. In Cremona blieb auch ferner
sein Erbe und seine Familie, aus welcher ich zwei Maler an-
führen kann, einen, der in der Geschichte berühmt ist, einen
andern, der bis jetzt übergangen ward. Da. nun doch irgend
ein Grund vorhanden seyn muss, warum der, Bernardino
fast gleichzeitige, Biograph der Bischöfe von Pavia, S pelta,
ihn zum Paveser machte, so lässt sich vielleicht die Streitfrage
mit Dem, was er selbst sagte, lösen, dass nämlich unser Ma-
ler aus Pavia stammte, oder Bürger daselbst, zugleich aber
auch wohnhaft in und Bürger von Cremona gewesen.
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