IV.K. ILZeür. Camilloßoccaccino. llSojaro. Die Campi.
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Camillo Boccaccino, Boccaccioas Sohn, Sojaro,
dessen im vorigen Kapitel gedacht wurde, und Giulio Cam-
pi, welcher nachher Haupt einer zahlreichen Schule war.
Zwar blühten um ihre Zeit andere Cremoner, wie die beiden
Seutellari, Francesco und Andrea, welche von Man-
ehen für mantuanisehe Unterthanen gehalten werden; da aber
von ihnen nur wenig und nicht grosse Arbeiten übrig sind, so
wollen wir schnell zu den genannten Fürsten der Schule über-
gehen. Auch zu ihrer Fördernng half diesen Neuern der grosse
Donibau, noch mehr aber die Sigmundkirche I), welche Fran-
cesco Sforza unfern der Stadt aufgeführt hatte: sie sowol,
als ihre Nachkommen, malten darin um die Wette und mach-
ten sie zu einer Kunstschule. Dort kann man gewissermassen
die Reihe dieser.Meister, ihr mannichfaltiges Verdienst, ihren
herrschenden Geschmack, den Corcggischen, die verschiedene
Art, ihnrsich anzueignen, und die besondere Geschicklichkeit
in der Wandmalerei kennen lernen. Mit dieser verschönten
sie nicht nur die Tempel, sondern mehrere Vorderseiten von
Palästen und Häusern in allen Gegenden, und gaben damit
der Vaterstadt ein Ansehen, welches die Fremden bewunder-f
ten; so erschien denn Jedem, der zuerst nach Cremona kam,
die Stadt ganz fröhlich, lachend und wie zu einem Festge-
pränge aufgeschinückt. Es befremdet, dass der Franzos, wel-
eher die Lebensbeschreibungen der besten Maler in vier Bän-
den geliefert, doch keine von Cremonern zusammengetragen
hat, welche e mehr verdienten, als gar viele andere, die er
mit grossen Lobeserhebungen in seiner Sammlung beehrt.
Camillo Boccaccino ist der grüsste Genius der
Schule. ln den alten Grundsätzen des Vaters unterrichtet,
noch sehr jung, bildete er sich einen dergestalt aus Zierlich-
keit und Stärke gemischten Styl, das man nicht weiss, in
welcher von beiden er vorzüglicher ist. Lomazzo nennt
ihn scharf in der Zeichnung, einen sehr grossen Coloristen,
lind stellt ihn als Muster auf in den mit Anmuth aufgetrage-
hen Lichtern, in der Lieblichkeit der Behandlung und in de;
1) Gedrängt aber genügend beschreibt den Dom xund die Sigmundg.
kirche A. L. Miülin: Voyage dans Ie Milzmais, a Plaisance, Pur-
me, Modäne, Mantous, Cremone etc. T0. II. p. 314. 337. Q.