IV. Kap.
Erster Zeitraum.
Die Alten.
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seinem Genossen manche andere Arbeit erhalten, wodurch sie
sich ihres Zeitalters nicht unwürdig erweisen.
Nach den Künstlern, welche die Hauptkirche schmückten,
sind nun andere zu erwähnen, welche zwar nicht daran arbei-
teten, dennoch aber zu ihrer Zeit einigermassen Namen hatten,
wie Galeazzo Campi, der Vater der drei merkwürdigen
Brüder, und Tom maso Aleni. Dieser war dem Campi
im Styl so ähnlich, dass man die Bilder Beider nicht wohl
von einander unterscheiden konnte. Man kann diesen Ver-
gleich in S. Domenico anstellen, wo Beide mit einander wett-
eiferten. Blcsse, aber doch von Vielen angenommene, Vermu-
thuilg ist, dass sie Boccaccino'_s Schüler gewesen; ich
kann es schwerlich glauben. Je länger die Schüler der guten
Maler des funfzehnten Jahrh. lebten, desto mehr entfernten sie
sich von der Trockenheit ihrer ersten Bildung. Galcazzo
nun, den ich hier allein anzuführen brauche, hat weniger von
dem neuen Style, als sein angeblicher Meister. Dies kann man
in der vorstüdtischen Sebastianskirche sehen, wo er den Kir-
chenheiligen und heil. Rochus am Throne U. L. F. und des
Jesuskindleins malte. Das Bild hat die Jahrangabe 1518, wo
er schon vollendeter Meister war; und gleichwol ist er dort
nicht grösser, als ein schwacher Anhänger des Peruginischen
Sgyls; ein guter und wahrer Colorist, aber matt im Helldun-
kel , winzig in der Zeichnung, kalt im Ausdruck: diese Ge-
sichter sagen nichts, und das des heihKindes scheint nach
einem Vorbilde gemalt zu seyn, das am Starrkrampf litt; so
verdreht ist das Auge. YVas also Baldinucci, oder sein
Fortsetzer von ihm sagt, dass er sich nämlich in und ausser
Italien berühmt gemacht, forderte Bestüttigung und ich wüsste
sie nicht zu linden; bei den Alten mindestens nicht: denn
Antonio Campi nennt vielmehr seinen Vater einenlfür seine
Zeit recht verständigen Maler.
Auch andere Zeitgenossen Galeazzo's erhoben sich
nicht über diese Sphäre des Verständigen. S0 Antonio Ci-
gognini und Francesco Casella, von welchen Etwas in
ihrer Vaterstadt vorhanden ist; so G aleazzo Pesenti, ge-
nannt Sabionetta, Maler und Bildhauer; Lattanzio aus
Cremona, der, weil er in Venedig in der Schule der Mailänder
gemalt hat, von Boschini in den Jlliniere della pittura er-