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Oberitalien.
Die cremoner Schule.
schiedenen Namen und Secten in Italien herrschten, zurück-
getreten sind, folgt in unsern Zeiten eine Krisis, die für jetzt
mehr ein Versuch neuer Style, al ein herrschender Styl ist,
der dies neue Jahrh. bezeichnen könnte. Aus (liescr Sammlung
nun kann man besser, als aus jedem Buche, den Stand unse-
rcr Schulen kennen lernen, welche Grundsätze sich fortpflan-
zen, welche und wie freie Nachahmung jetzt herrsche, wor-
aus man Hoffnung schöpfen könne, die alte Kunst des Colorits
wieder aufkommen zu sehen; welcher Vortheil der Malerei aus
den in Stichen herausgegebenen Copien der besten Bilder, und
der! mit den Stichen zugleich verbreiteten Kunstvorschriften
der Meister erwachsen. Ich weiss wohl, dass man hierüber
verschiedentlich denkt, und mein Urtheil, wenn ich es abgeben
wollte, würde keine entgegengesetzte Ansicht aufwiegen. Nur
bemerke ich, dass, wenn ich sehe, wie man jetzt eben so
sehr auf gründliche Einsicht, als früher auf Handfertigkeit
und Erfahrenheit dringt, ich doch mehr zu hoffen, als zu
fürchten geneigt bin.
Vierte
Kapitel.
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II
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Erster
Zeitraum.
Die
Alten.
Nie habe ich die früher von Baldinilcci und neuerlich von
Giambatista. Zaist geschriebene Geschichte Bernardi-
no's und der übrigen Campi lesen können, ohne in der
cremoner Schule, welche sie stiftetcn, einen Abriss der nach-'
her von den Caracci in Bologna gestifteten zu erblicken.
In beiden Städten fasste Eine Familie den Begrilf eines neuen
Styls in der Malerei auf, welcher von jeder italischen Schule
etwas herübernähme, ohne eine zu bestehlen; in beiden Städ-
ten gingen von Einer Familie so viel Meister aus, welche
theils selbst, theils durch ihre Schüler dem Vaterlande mit