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Oberitalien.
Die
Schule
ZU
Parma.
keiner malte dort mehr auf Kalk, als er, im Dom und am
Kirchgatter, das, was er in S. Benedetto zu Mantua und ander-
wärts malte, abgerechnet. Dieser Vielmalerei wegen mögen wol
manche seiner Bilder das erstemal überraschen; einzeln jedoch
geprüft verlieren sie. Bei vielem Schönen haben sie doch nicht
wenig Mängel: die Zeichnung des Nackten besonders ist nach-
lässig, die Anmuth geht in Ziererei über, die muntern Bewe-
gungen arten in gewaltsame aus. Dess trügt er freilich die
Schuld nicht ganz allein, da er manchmal ein YVerk mit An-
dern malte._ So ging es mit dem grosscn Bilde, der Verviel-
fältigung der Brote, zu S. Benedetto in Mantua, wo er, laut
von Abt Mari aufgefundener Urkunden, nicht allein malte. Es
hat sehr schöne Gruppen, die jedem grossen Pinsel Ehre ma-
chen würden, aber auch Schwächen und Unrichtigkeiten, die
von anderer Hand sein sollen. Freilich hat er sie auch in
andern Werken und da ist seine Eil anzuklagen. Mit einigem
Lobe wird auch ein Alessandro Mazzuola erwähnt, Gi-
ro'lamo's Sohn, der 1571 im Dom malte; er ist ein schwa-
cher Nachahmer des Familienstyls, was, so zu sagen, das Schick-
sal der Malerfaniilien ist, die bis zum dritten Erben gelangen.
So stand es in Parma um die Kunst um die Mitte des
sechzehnten Jahrhunderts, als die Familie der Farneser dort
zu herrschen begann und zu Beseelung und Förderung dieser
Schule beitrugk. Coreggiäs Schüler hatten schon Zöglinge ge-
bildet, und ist es auch schwer zu bestimmen, aus welcher Schule
jede,- hgrvorgegallgen, so lässt sich doch aus ihrem Geschmack
leicht verrnuthen, dass Alle den Weg der beiden grüssten Mei-
ster zu gehen strebten, die wir in Parma geschildert haben;
mehr aber vielleicht noch den des Mazzuola, als des Co-
reggio. Das Vorurtheil, der neueste Styl sei immer der
schönste, ist unter Kunstfreunden und Künstlern gar zu ge-
wöhnlich, und so verderbt die Mode auch die Kunst. Par m i-
gianino bildete vielleicht nur seinen Vetter für die Kunst;
Daniel von Parma war auch Coreggio zugethan und Bati-
sta Forlnari legte sich, nachdem er bei Franeesco zeich-
nen oder wenig mehr gelernt hatte," auf die Bildhauerkunst,
und fertigte ausser andern. schönen Standbildern für den Her-
zog Ottavio Farnese den Neptun, der jetzt im künigl. Gar-
ten ist. Ä