111. Kap.
II. Zeitr.
Coreggio
und
seine Jünger.
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gesäubert ist. Ich bemerke nur, dass BWancesco wegen die-
ser unvollendet gelassenen Arbeit eingekerkert ward und nach-
her flüchtig in Casale lebte, wo er bald, 37 Jahr alt, wie sein
geliebter Raffael, starb. Er ward als eines der ersten Lich-
ter nicht: nur der Malerei, sondern auch der Kupferstechcrkunsl:
beweint; von letzterer schweige ich, um von meinem Zwecke
nicht abzuschweifen.
Parma schien Francesco gar nicht zu vermissen, da
Girolamo di Michele Mazznola44), sein Vetter und Schii-
ler, ihn überlebte. Seit 1520 waren sie zusammen und lebten
Wol in diesem freundschaftlichen Verhältnis einige Jahre früher,
als Francesco nach Rom ging, und nachdem er von dort
zuriickkam. Aber dies gute Vernehmen mochte sich wol gelöst
haben; denn Francesco setzte zwei Fremde-zu Erben ein
und überging den Vetter. Dieser nnn ist ausser Parma und
der Unxgegenrl nicht bekannt, verdient aber wohl es zu sein,
besonders wegen seines starken Auftrags und der ganzen Kunst
des Colorits, worin er wenig seines Gleichen hat." Man hat
Grund zu glauben, dass einige dem Francesco zugeschrie-
hcne Werke, besonders mit stärkern und heiterem Tinten, von
diesem Künstler entweder ausgeführt, oder, wiederholt sind. Da.
Girolamo nicht in Rom gewesen war, so war er Coreg-
gio's Schule noch mehr als Franeeseo ergeben; in diesem
Style malte er die Vermählung der heil. Katharina in der Kar-
meliterkirche, und fiirwahr hat er ganz in ihrem Sinne gear-
beitet. Er war in der Perspective treiilich, und in dem Abend-
mahl U. H. im Speisesaal zu S. Giovanni hat er ein so schö-
nes und tiiuschendes Gesiiul angebracht, dass es sich mit dem
besten von Pozzo messen kann. Ferner ist er leicht, har-
monisch, von schönem Heildunkel und in grossen Wandbilder-
Cßmpositionen fruchtbar, mannichfaltig, lebhaft. Keiner seiner
Landsleute füllte die Kirchen in Parma mehr mit Oelbildern,
44) Seine Küpferstiche sind eben so manierirt wie seine Bilder,
und Andreas da. Meldolla, der oft mit ihm verwechselt wird,
hat die {Terzerrung und Lüderlichkeit der Radirung noch weiter ge-
trieben, Man muss jedoch Meldolla und Schiavune, welche
oft für Eine Person gehalten wurden, wohl unterscheiden, so wie
man JeneS Radirungen auch von denen des M azz 110 1a unterscheiden
muss. Q.