111. Kap.
H. Zeitr.
Coreggio und seine Jimger.
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und dem Jahre 1552 unterzeichnet, verdient erwähnt zu wer-
den. Man kann es eines der reichsten Gemälde in Klosterspei-
sesiilen nennen, voll von Figuren über Lebensgrösse, mannich-
faltig in den Gesichtern, Kleidern, Bewegungen, wie nur eins
sein kann, gewürzt mit malerischen Seltsamkeiten, und im gan-
zen Umfange mit reizenden Tinten und einem Zusammcnklang,
welchem man schon einige Fehler in der Luftperspective, die
ihm entschlüpften, vergeben kann. Privatleute in Italien haben
wenig von ihm, weil viele seiner Bilder ausser Landes, haupt-
sächlich nach Spanien, gekommen sind.
Giorgio Gandini, von der mütterlichen Seite her auch
del Grano zubenannt, ehmals für einen Mantuaner gehalten,
ist von P. Affe, der seine Geschlechtsreihe angegeben hat,
Parma wieder zugesprochen worden. Wenn wir dem Orlandi
glauben, so war er nicht nur Coreggiws Schüler, sondern
man hat auch an seinen Bildern die überarbeitende Hand des
Meisters bemerkt. P. Zapata, der die Kirchen zu Parma la-
teinisch beschrieben hat, legt ihm das Hauptbild in S. Michele
bei, welches in Rutats Wegweiser fälschlich dem Lelio von
Novellara zugeschrieben whrrl. Das Gemälde könnte jedem aus
dieser Schule Ehre machen durch Farbenauftrag, Bundheit und
Sanftheit des Pinsels, wenn gleich mancher etwas zu launische
Gedanke mitunterliiuft. Wie geachtet er seinen Mitbürgern
gewesen, kann man aus dem Auftrage, die Tribune des Doms
zu malen, ersehen, welches Coreggio versprochen, aber vom
Tode übereilt nicht gehalten hatte. So ging es auch Gandini
und somit kam der Auftrag an einen Dritten, Girolamo
Mazznola, der für so grosse Unternehmungen noch nicht
reif war.
Andern Orten weise ich Lelio Orsi und Girolamo
da Carpi an, welche von Andern der parmesaner Schule zu-
gesellt werden, und gebe dort Rechenschaft von meinem Vor-
fahren. Als letzte in dieser Schaar zähle ich die beiden Maz-
Zuoli und fange mit Francesco, genannt il Parmigia-
llino an, dessen Leben P. Affö beschrieben hat. Dieser hält
ihn nicht für Coreggims, sondern der beiden Oheime Schü-
ler; undl in ihrem Arbeitzimmer musste er die Taufe Christi
malen, welche jetzt den Grafen Sanvitali gehört und für einen
vierzehnjährigen Knaben, wie Franccsco damals war, wunr-