Erster
Zeitraum.
Üie
Alten.
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hann selbst in Flandern unterrichtet hatte. Die Zeitrech-
nung hinsichtlich dieses Messiners ist, wie schon bemerkt
wurde, nie ganz richtig gewesen. Vasari und Ridolfi er-
zählen allerlei von ihm, was sich mit einem Leben, das nur
49 Jahr gedauert haben soll, nicht wohl vereinbaren lässt; und
ich habe nach Quellen, die ihnen nicht zu Gebote standen, bei
der neapler Schule dargethan, dass Antonello zweimal nach
Venedig gekommen seyn müsse. Das erstemal, glaube ich,
nicht lange nach seiner Rückkehr nach Italien; damals hielt
er sein Geheimnis noch vor jedem zurück, Domenico den
Venediger ausgenommen, der mehrere Jahre in und ausser Ve-
nedig davon Gebrauch machte. In dieser Zwischenzeit war
Antonello auch anderwärts, namentlich in Mailand, von wo
er zum zweitenmale nach Venedig kam und vom Staate besoI-
det ward; und damals wurde das Oelmalen unter den venediger
Künstlern kund, ungefähr, laut den Unterschriften seiner Bil-
der, um 1474. Andre iinden sich bis 1490, wonach er mithin
älter als 49 Jahr geworden scyn muss, wie man meint. Und
sonxit wären wir denn bei dem glücklichsten und bestrittensten
Zeitraume angelangt. Doch. von den venediger Malern wird
bald die Rede seyn; hier wollen wir zuvörderst von ihm selbst
sprechen. Die Geschichte zählt von ihm zwei Altarbilder für
zwei Kirchen der Hauptstadt auf, einige Madonnen und An-
dachtbilder für Cabincts, nebst einigen Wandgemülden; Doch
zweifle ich darum nicht, dass er dort viel für Bürger und
Fremde gearbeitet und, weil er viel zu thun hatte, sich von
jenem Pino von Messina helfen lassen, der in Hackervs
Denkwürdiglieiten als Schüler und Gehülfe Antonello's in
Venedig gelobt wird; dass dieser in Sicilien gearbeitet habe,
wird gar nicht erwähnt; auch Weiss ich nicht gewiss, 0b er
dahin zurückgekehrt. In mehrern Bildersammlungen Venedigs
hat man Gemälde von Antonello, vom besten Geschmack
und feinsten Pinsel; darunter ein Bildnis bei den Martinengo,
mit der Aufschrift: Antonellus Messaneus me fecit. 1474. Eine
Pieta. (halbe Figuren) sieht man im Rathsaale der Zehn mit
der Unterschrift Antonius Jllessinensis. Die zwar lebendigen
Gesichtsbildungen sind gleichwol nicht sonderlich italienisch,
noch gewählt; und selbst die Farbe ist dort, wie auf andern
seiner bVerke, die ich sah, minder stark, als bei einigen Ve-