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Oberitalien.
Die Schule zu Parma.
der lange in Parma gewesen war. Dort mag
mehr Jünglinge unterrichteß haben, als Vasari
ein Künstler ,
wol Allcgri
Eben so ist auch in dem heil. Franz und der Katharina die wohl-
thuende Empfindung ausgedrückt, welche nach überstandenen Leiden
liebevolles Mitleid, wie einen Balsam, in die Seele triiufelt. Viel-
leicht hatte nur Leonardo von so schwärmeriseh frohen Emplin-
dringen Anklänge und der Johannes in eben diesem Bilde erinnert in
der That an LeonardMs Schule, Auch hat man diesen Johannes
mit dem 'bei der Madonna. di Foligno verglichen; doch könnte man.
sagen, dass hier Raffael mehr dem Co reggio, als dieser jenem
gleiche; denn der Täufer in dem Bilde von Coreggio ist doch im
Geschmack diese Meisters; dahingegen weicht. Johannes bei der Ma-
donna di Foligno von llaffaels Styl ganz ab. Cnreggio ist
also immer eigenthüixxlich und gewiss der atiectrollste Künstler. Aus
dieser Verschmelzung von geistigem und sinnlichem Leben, von Ge-
fühl, Emplinrlung und dieser heitern lebhaften Stimmung gehen alle
ltiigülltltiitnllclllieilell in Colorit, Beleuchtung und Zeichnung hervor,
welche seine Werke so "vorzüglich auszeichnen. Sein Colorit ist hei-
ter und der Zauber desselben beruht auf einer zarten Reizbarkeit
des Auges für die Verhältnisse der Farben unter einander und ihrer
leisen Abstufungen, aber nicht auf energischen Lolralfarhen. Daher
kommt es, dass alle Farben bei ihm harmonisch und lebhaft erschei.
neu, wenn auch jede für sich gebrochen und gemildert ist. Coreg,
gio pflegte sehr licht zu untermalen und dann seine Gemälde immer
höher hinanzustimixien. Abs eben dieser Ileizbarkeit ist sein Hell-
dunkel zu erklären; denn er empfand die Abstufung von Hell und
Dunkel so lebhaft, wie die von Kraft und Milde der Farben. Daher
erscheint bei ihm schon als Schatten, was andern Malern oft als
Ilicht herrorzubringen kaum möglich seyn möchte; denn Coreggio
TCHlltJCllle das Licht in unendliche (lrade abzumessen, so dass es
blendend zu seyn scheint und doch nicht ist, nicht zum reinen Weiss
erbleicht und der tiefste Schatten noch farbige Finsterniss, aber nicht
farbloses Schwarz wird. Alles I-lelldunkel beruht aber eben auf die-
sen relativen Verhältnissen: von Hell und Dunkel, so dass jede Ab-
stufung als Licht gegen ein Dnnkleres und als Schatten gegen ein
Lirhteres erscheint, hingegen die beiden iiussersten Griinzen, Schwarz
und Preise, vermieden werden. In dieser llinsicht sind Coreg-
gimg ltleisterwerhe seine Nacht und die Illagdaleixa. Nur von letz-
lerci- zu sprechen, wird als Beleg hinreichen, um diese zart emß
pfundnc Ptbstuftmg nachzuweisen. Das Angesicht dieser ileiligen ist
von dem aus dem Buche zuriickgestralten Lichte erhellt; diese Hel-
ligkeit ist aber doch IIOClI milder, als die von der Sonne selbst be-
leuchtete Schulter und das Fleisch dieser, ztvai- ganz im Licht, immer"
noch farbig. Das {Veiss des Buchs, welches der letzte höchste Licht-
punct gewesen wäre, hiitete sich der Maler sehen zu lassen. Eben
so ist das blaue Gewand das tiefste Dunkel und der Wald erscheint
noch lichter dagegen, aber das Gewand zeigt noch Farbe, es ist
nicht schwarz. Freilich gehört ein so empiindsames Auge dazu, wie
das des Coreggio, um. diese Grade abzuwägen. Dieses bewun-
drungsiviirdige Spiel des Lichts ist ganz Erzcugniss des Kunstsi nns
und nicht; Wirkung eines Kunstgriffs, wie Einige meinen, der
darin bestehen soll, dass Coreggio dies Bild auf einen goldenen
Grund malte. Zwar scheint die Kupfertafel tvirklich vergoldet zu