Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Zweiter Band)

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Oberitalien. 
Die Schule zu Parma. 
der lange in Parma gewesen war. Dort mag 
mehr Jünglinge unterrichteß haben, als Vasari 
ein Künstler , 
wol Allcgri 
Eben so ist auch in dem heil. Franz und der Katharina die wohl- 
thuende Empfindung ausgedrückt, welche nach überstandenen Leiden 
liebevolles Mitleid, wie einen Balsam, in die Seele triiufelt. Viel- 
leicht hatte nur Leonardo von so schwärmeriseh frohen Emplin- 
dringen Anklänge und der Johannes in eben diesem Bilde erinnert in 
der That an LeonardMs Schule, Auch hat man diesen Johannes 
mit dem 'bei der Madonna. di Foligno verglichen; doch könnte man. 
sagen, dass hier Raffael mehr dem Co reggio, als dieser jenem 
gleiche; denn der Täufer in dem Bilde von Coreggio ist doch im 
Geschmack diese Meisters; dahingegen weicht. Johannes bei der Ma- 
donna di Foligno von llaffaels Styl ganz ab. Cnreggio ist 
also immer eigenthüixxlich und gewiss der atiectrollste Künstler. Aus 
dieser Verschmelzung von geistigem und sinnlichem Leben, von Ge- 
fühl, Emplinrlung und dieser heitern lebhaften Stimmung gehen alle 
ltiigülltltiitnllclllieilell in Colorit, Beleuchtung und Zeichnung hervor, 
welche seine Werke so "vorzüglich auszeichnen. Sein Colorit ist hei- 
ter und der Zauber desselben beruht auf einer zarten Reizbarkeit 
des Auges für die Verhältnisse der Farben unter einander und ihrer 
leisen Abstufungen, aber nicht auf energischen Lolralfarhen. Daher 
kommt es, dass alle Farben bei ihm harmonisch und lebhaft erschei. 
neu, wenn auch jede für sich gebrochen und gemildert ist. Coreg, 
gio pflegte sehr licht zu untermalen und dann seine Gemälde immer 
höher hinanzustimixien. Abs eben dieser Ileizbarkeit ist sein Hell- 
dunkel zu erklären; denn er empfand die Abstufung von Hell und 
Dunkel so lebhaft, wie die von Kraft und Milde der Farben. Daher 
erscheint bei ihm schon als Schatten, was andern Malern oft als 
Ilicht herrorzubringen kaum möglich seyn möchte; denn Coreggio 
TCHlltJCllle das Licht in unendliche (lrade abzumessen, so dass es 
blendend zu seyn scheint und doch nicht ist, nicht zum reinen Weiss 
erbleicht und der tiefste Schatten noch farbige Finsterniss, aber nicht 
farbloses Schwarz wird. Alles I-lelldunkel beruht aber eben auf die- 
sen relativen Verhältnissen: von Hell und Dunkel, so dass jede Ab- 
stufung als Licht gegen ein Dnnkleres und als Schatten gegen ein 
Lirhteres erscheint, hingegen die beiden iiussersten Griinzen, Schwarz 
und Preise, vermieden werden. In dieser llinsicht sind Coreg- 
gimg ltleisterwerhe seine Nacht und die Illagdaleixa. Nur von letz- 
lerci- zu sprechen, wird als Beleg hinreichen, um diese zart emß 
pfundnc Ptbstuftmg nachzuweisen. Das Angesicht dieser ileiligen ist 
von dem aus dem Buche zuriickgestralten Lichte erhellt; diese Hel- 
ligkeit ist aber doch IIOClI milder, als die von der Sonne selbst be- 
leuchtete Schulter und das Fleisch dieser, ztvai- ganz im Licht, immer" 
noch farbig. Das {Veiss des Buchs, welches der letzte höchste Licht- 
punct gewesen wäre, hiitete sich der Maler sehen zu lassen. Eben 
so ist das blaue Gewand das tiefste Dunkel und der Wald erscheint 
noch lichter dagegen, aber das Gewand zeigt noch Farbe, es ist 
nicht schwarz. Freilich gehört ein so empiindsames Auge dazu, wie 
das des Coreggio, um. diese Grade abzuwägen. Dieses bewun- 
drungsiviirdige Spiel des Lichts ist ganz Erzcugniss des Kunstsi nns 
und nicht; Wirkung eines Kunstgriffs, wie Einige meinen, der 
darin bestehen soll, dass Coreggio dies Bild auf einen goldenen 
Grund malte. Zwar scheint die Kupfertafel tvirklich vergoldet zu
	        
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