Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Zweiter Band)

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Oberilalien. 
Die Schule zu Parma. 
ihnen sieht, wie er seinen herrlichen Styl nicht mit vielen Mei- 
stern oder Gehülfen theilt. So angesehen, erscheint er wie et- 
was Uebermenschliches und, wie An n i b ale schrieb, verschwin- 
den neben ihm Parmigianino und manche andere hlaler- 
genien  
'In Italien werden die Arbeiten dieses grossen Mannes im- 
mer seltcner, weil die Ueberiilpler sie sehr suchen und theuer 
bezahlen. Statt ihrer haben wir viele alte Copien, besonders 
der kleinen Gemälde, wie der Vermählung der heil. Katharina, 
der liegenden Magdalena, der Flucht des Jiinglings, welche 
schon erwähnt wurden; dazu kann man noch das Gebet Christi 
im Garten setzen, im Eseurial, und die Zigeunerin in Dres- 
den 32). Unter diesen Copien werden die von Sehidone, 
Lelio da Nnvellara, Girolamo da Carpi und den Ca- 
racei am meisten geschätzt, welche, lange in diesen Coreg- 
giscben Copierl geübt, sich den Vorbildern sehr näherten, im- 
mer mehr jedoch in der Zeichnung, als in der Kunst und Fein- 
heit der Farbengebung 33).  
31) „lch behaupte immer, Parmigianino hat mit Coreggio 
nichts zu thun; denn was Coreggio dachte und anschuute, war 
sein; man sieht, er schöpfte und erfand es aus sich und hielt sich" 
hlos an das Urbildliche. Die Ueln-igen fussen immer auf etwas Freut- 
dem, wie ltlodell, Bildwerke, Zeichnungen. Alle Andere stellen nur 
dar, wie etwas sein kann; dieser, wie es wirklich ist." S. den zwei- 
ten Brief an Lodovico bei Malvasia Tb. I. S. 367. L. 
32) Dieses zarte Bild, welches eine Mutter darstellt, welche einem 
Knaben aus einer Schale zu trinken giebt, ist in den neuem Ver- 
zeiclmissen der Dresdner Gallcrienicht als ein Original von Coreg- 
gio aufgeführt. Q, 
33) Noch muss ein Umstandi erwähnt werden, dessen Erörterung 
wir Denen überlassen müssen, welche aus urkundlichen Quellen 591,59- 
fen können. A nton i us von C oreggio hat sich bisweilen Li et0 
anstatt Allegro unterschrieben (S. Pungileoni Vol. II. p. 180); 
da nun beide tVorte Eine Berleutung haben und, ins Deutsche über- 
setzt, so viel wie lustig heissen, so ist ein Zweifel entstanden, wel- 
ches sein wahrer Name gewesen sei, und ob der andere, Lieto, 
nur zum Scherz von ihm sclhst angenommen worden ei, Doch 
ptlegt man mit Unterschriften: von Quittungen sonst nicht. zu spnsen 
und mhn würde bedenklich sein, eine Quittung anzunehmen, oder eine 
Urkunde vorlGericht gelten zu lassen, unter welcher Jemand, der 
Fröhlich hiesse, den Namen Lustig untersohrieheu hätte, wenn auch 
beide Hiorte Einen Sinn haben und heiter bedeuten. Es muss also 
entweder Allegri oder Lietu ein angenommener Name seyn; 
jedoch welches sein rechter Nenne ist, wage ich nicht zu entscheiden. 
Q.
	        
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