Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Zweiter Band)

II. Zeilr. 
IIIÄ Kap. 
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Sie 
und 
seine Jünger. 
393 
jetzt. Und in der That, die Malerei, welche durch Michel- 
angelo das Höchste in der Grossheit, durch Raffael das 
Höchste der natürlichen Anmuth erreicht, durch Tizian die 
wahrsten Töne des Colorits gewonnen hatte, erhielt durch C o- 
reggio einen Inbegriff von Vorzügen, der sie vollendete, 
wie Mengs glaubte, indem zu denx Grosscn und Wahren eine 
gewisse Zierlichkeit und ein Geschmack, wie man esnennt, 
sich gesellte, der Auge und Seele des Beschauers ganz zu be- 
friedigen geeignet war. 
ln der Zeichnung erreichte er die Tiefe der Kenntnis, die 
Buonarroti hatte, nicht, war aber doch so gross und so 
auserlesen, dass ihn selbst die Caraeci zur Regel nahmen. 
Ich weiss wohl, dass Algarotti ihn nicht. immer für genau 
in Angabe der Umrisse hält; aber ich weiss auch, dass Mengs 
ihn gegen diese Anklage mit vieler Wäirxue in Schutz genom- 
men hat. In seiner Zeichnung findet man nicht die Mannieh- 
faltigkeit von Linien, wie in Raffael und den Alten; den" 
er vermied möglichst die geraden Linien und die Wliuicel, 
brauchte dagegen beständig das Wegen convexer oder concaver 
Linien; gleiehwol sagt man, darin bestehe eben grossenthcils 
seine Anmuth, so dassiMeugs unentschieden ihn desshzxlb. bald 
lobt, bald entschuldigt. Ueber die Massen lobt er ihn in Zeich- 
nung der Zeuche, auf deren Masse er mehr Sorgfalt wendete, 
als auf die einzelnen Falten, und wo er der Erste War, der die 
Gewandung in die Idee der Cenzposition Jlufnuhm, theils des 
Abstichs, theiis der Richtung wegen, indem er einen neuen 
Weg fand, sie in grosscn Bildern hervortreten zu lassen. Vor 
allem sind seine jugendlichen und Kinderköpfe lebenswerth, 
welche mit einer Natürlichkeit und Einfalt lächeln, die man 
lieb gewinnt, so dass man mit ihnen lachen muss 25). Jede 
seiner Figuren hat der unglaublich mannichfaltigen Verkiirzungen 
wegen etwas Neues; selten ist ein Kopf, der nicht von oben, 
Oder vgn unten gesehen würde; selten eine Hand, fast nlöehto 
ich sagen, ein Körper, der sich nicht mit beispielloserAnzuuth 
beugte, Wenn er Figuren von unten nach oben malte, was 
26) S0 sagte Anni hale. Ein andeximal: vmir gefällt diege 
Schlichtheit, diese Reinheit, die wahr, nicht wahrscheinlich ist, natür- 
lich, nicht künstlich, noch erzwungen." L,
	        
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