Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Zweiter Band)

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Oberitalien. 
Die Schule 
zu Parma. 
konnte, der Himmelfahrt U, L. 17.. im Dom zu Parma, 1530 
vollendet. Es ist bei weitem grösser und im Grunde sind die 
Apostel, wie es Brauch ist, in frommer und bewundernder Ge- 
bärde Wiederholt, doch ganz verschieden von den erstern. Im 
obern Theile ist eine unermessliche Menge Seliger in der schön- 
sten Anordnung gruppirt undunterschicrlen, und eine grosse 
Menge grösserer und kleinerer Engel, die alle in Handlung 
sind, inwiefern einige den Iilug der Jungfrau stützen und för- 
dern, andere spielen und tanzen, andere den Siegesflug mit 
Beifallsbezeignng, Gesang, Fackeltragen und Vleihrauchzünden 
erheitern. In dieen Gesichtern ist eine Schönheit, eine Freude, 
eine Festlichkeit und durchaus verbreitet sich ein so schönes 
Licht, dass, wiewol das Gemälde sehr beschädigt ist, es doch 
die Seele mächtig bezaubert und in den Himmel entzückt. Wic 
Raffuel durch die Stanzen, so vergrösserte Corcggio durch 
diese grossen Arbeiten seinen Styl, und schwang sich auf den 
Gipfel der schweren Kunst der Wandmalerei. Es lohnt sich der 
Mühe sie in der Nähe zu betrachten und die Tapferkeit und 
Sicherheit des Pinsels zu bemerken, wie die in der Ferne so 
schön erscheinenden Theile mit so Wenigem angedeutet sind, das 
Colorit nur wie zum Scherz dazusein scheint,und alles in ein Gan- 
zes zusammenschmilzt. Nach Vollendung der Kuppel der Haupt- 
kirche lebte der Künstler noch vier Jahre, fing aber unterdessen 
das im Auftrag übernommene, zum Theil auch bezahlte, jedoch 
auch von seinen Erben wieder abgezahlte, Gemälde der Tribune 
nicht an. Man vermuthet, die Arbeitsleute haben es ihm ver- 
leidet; denn Sojaro, der an dem Kirchgitter (steccato) ar- 
beiten sollte, machte Schwierigkeiten und nahm gewisse Vor- 
sichtsmaasregeln, „er wolle nicht von so viel Köpfen abhangen, 
und du weisst ja," schreibt er an seinen Freund, „was Coreg- 
gio im Dom sich sagen lassen musste." Es musste ein rauhes, 
schnödes Wort seyn, das ihn unmuthig machte, vielleicht das, 
welches ein mit den kleinen Figuren unzufriedener Handlanger 
ihm ins Gesicht sagte, „lhr habt da ein Froschragout gemacht f" 
ein fades, leicht zu verschmerzende Witzwort; war doch ein 
Handlanger nicht die Stadt Parma 22). 
22) Da diese Kulppel ganz von Figuren wimmelt, welche man ill 
Verkürzung von unten sieht, so erblickt man ein sulches Gewirr voll
	        
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