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Oberitalien.
Schule
Die
zu Parma.
Männer, ohne von einander zu wissen, dieselben Wege betreten
und, wie Cicero sagt, durch Göttlichkeit des Geistes diesel-
ben Fussstapfen verfolgt. Hierüber für jetzt nichts weiter, da
ich bald wieder darauf zurückkommen muss! Nur, ob Allegri
plötzlich, oder nach und nach in den neuen Styl übergegangen,
bleibt hier zu unteruehen übrig.
Ich wollte in der That, Men gs hätte einige Wandbilder
gesehen, welche Antonio in seiner ersten Zeit in Diensten
der Marchese Gambara, Frau von Coreggio, gemalt; haben soll,
die aber untergegangen sind; er hätte uns aus ihnen gewiss
lehrreiche Autlclärungen gegeben. Wenigstens wünschte ich, er
wäre auf zwei von Antonio in seinem Geburtsort gemalte
und in diesen letzten Zeiten entdeckte Bilder gekommen; viel-
leicht hätte er darin den Mittelweg zwischen dem heil. Anto-
nius und dem heil. Georg in Dresden gefunden. Den erstern
bezweifelt Tiraboschi, weil keine ächte Urkunde vorhanden
sei, die ihn dem Coreggio beilege. Mir aber scheint er ihm
so lange nicht abzusprechen, bis nicht starke Gründe, oder
vollgültiges Urtheil kunstgeübter Meister für das Gegentheil
entscheiden. Er war früher in der Bethalle der Misericordia,
und in mehrern Häusern von Coreggio sind alte Copien da-
von. Eine schöne Landschaft mit vier Heiligen, Petrus, lllar-
garethe, Magdalene und noch einem, den ich für den heil. Rai-
mund halte 15). Petrus hat einige Aehnlichkeit mit dem von
Man tegna in der Himmelfahrt des heil. Andrea, die oben
erwähnt wurde; der WVald und der Boden stimmt mit Mante-
gna's Behandlungsart wunderbar überein. Dieses durch Ker-
zendampf oder, wie Einige vermuthen, durch einen absichtlich
darüber gezogenen Firnis, um es unscheinbar zu machen und
Entführung zu verhüten, schwarz gewordene Bild musste spä-
ter als unnütz vom Altare weggenommen und mit, einer Copie
vertauscht werden, wo die letzte Figur zu einer heil. Ursula
geworden ist. Das Urbild brachte nachherA ntoni o A;- ma n m),
einer der grössten jetzt lebenden Kupferstiehkenner und gleich
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15) Tiraboschi S, 257 bechreiht e! anders und scheint das alte
Urbild mit der lange schon auf dem Altar helindliclien, ebenfalls
schadhaften und misfarbigen Copie zu verwechseln. Auch über dies
Gemälde hoffen wir Näheres von Antonioli zu erfahren, dem wir
viele mündliche Nachrichten für dieses Kap. verdanken. L,