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Oberitalien.
Die
Schule
zu Parma.
scyn, da Vasari von ihm sagt, er habe viele Gemälde und
Arbeiten gefertigt.
Warum lesen wir denn nun aber in den gedruckten Ver-
zeichnissen nur so wenig von seinen fast siimmtlich treillichen
Bildern? Weil, was nicht überwunderbar ist, als eines solchen
Namens unwürdig erachtet, ihm abgesprochen, oder in Zweifel
gezogen, oder seiner Schule zugeschrieben wird n). Selbst
Mengs, dieser höchst fleissige Forscher der Ueberbleibsel die-
ses Künstlers, der aber die streitigen Werke höchst vorsichtig
übergeht, kannte nur ein Gemälde aus seiner ersten Zeit, den
heil. Antonius in der Dresdner Sammlung, welchen er mit dem
heil. Franciscus und U. L. F. zu Carpi 1512 in seinem acht-
zehnten Jahre malte u). Aus der darin bemerkten Trockenheit,
gegenüber der gewöhnlichen Weichheit der andern, vermuthete
er, Coreggio sei chnell von der ersten in die zweite Manier
übergegangen und forschte nun nach der unbekannten Ursache.
Er muthmasste also, dass, was gegen Vasari Ü) de Piles in
seinen Dissertazioni, Resta und Andere behaupteten, wahr
sei, dass nämlich Coreggio Rom gesehen, dort den alten,
RaffaePs und Michelangeloes Styl, Meloziws Per-
spective betrachtet und nun mit einem ganz andern Geschmack
in die Lombardei zurückgekehrt sei 14).
1]) Nicht anders ist es wol Shalcspeare gegangen, und die höhere
Kritik hätte hier noch ein grosses Feld in Rettung, Anerkennung,
Verwerfung und Sichtung. l W.
12) So vermuthet Tiraboschi aus ziemlich sichern Gründen. L,
13) Auch Ortensio Landi hatte in seinen Bemerkungen gesagt,
Coreggio sei jung gestorben, nhne Rom zu sehen. Tiraboschi,
L!
14') Höchst wahrscheinlich war Coreggio niemals in Rom. S.
Pungüeoni V01. I, p. 64 u, V01. II. p. 103. Dass man aus Co-
reggiqfs künstlerischer Entwicklung einen Beweis für seine An-
wesenheit in Rom hat ableiten wollen, ist um so unbegreitlicher, weil
er freier von fremdem Einfluss, als irgend ein Anderer, sich rein aus
sich selbst entwickelt hat; denn man kann in seinen Werken dem
Entwicklungsgange seines reichbegsbten und ganz eigenlhümlicheil
Geistes folgen, ohne eine Spur von fremder Einwirkung zu bemer-
lceni Wenn Coreggio die Werke Raffaels in Rom gesehen hätte,
so müssten sich Eindrücke davon in seinen Bildern linden , und was
jetzt Entfaltung eines und desselben Grundzugs ist, würde dann als
Veränderung des Styls erscheinen. Die Stimmung aber, welche als
eine jugendliche, fast wehmüthige Heiterkeit, in seinen ersten Wer-
ken erscheint, klärt sich immer mehr und mehr, in seinen spätem