Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Zweiter Band)

III. Kap. 
H. Zeitr. 
Coreggio 
und 
seine Jünger. 
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nebst 47 Dueateu, oder Zecchinen; und so wird denn verhält- 
nismässig auch die Zeit und der Ehrensold für die andern klei- 
nem Gemälde gewesen seyn. Etwas mehr haben ihm vielleicht 
die beiden eingebracht, welche er für den Herzog von Mantua 
malte; es waren aber auch die einzigen für Fürsten. Dies nun 
angenommen, ist es nicht wahrscheinlich, dass ihm nach Ab- 
zug der Kosten für Farben, Modelle, Gesellen, Ernährung der 
Familie, so viel baar übrig geblieben sei, Reichthiimer zu hin- 
terlassen. 
Meinem Sinne nach, würde ich, auch wenn ich dieses grus- 
Sßn Mannes angebliche Armutb für wahr nähme, ihn mehr zu 
ehren, als zu beschimpfen glauben, indem ich überlegte, dass 
U", wie geldarm auch, doch mit einem beispiellosen ziemlichen 
Aufwand malte. Jedes seiner Gemälde ist auf ausgesuchtes 
Kupfer, Tafeln, oder Leinwand gemalt mit einer wahren Ver- 
schwendung von Ultramarin, schönen Laek- und grünen Far- 
ben, mit starkem Auftrag und stäten Nachhiilfen, und zumeist 
ohne vor Vollendung des Ganzen die Hand abzuziehen; mit 
einem Worte, ohne auch nur eines jener Zeit- und Kostenspar- 
nisse, welche fast allelübrige Künstler zu machen pflegen. 
Wie viel lobenswerther aber ist nun nicht an einem unvermö- 
genden Künstler eine Grossmuth, die einem reichen Ritter, der 
nur aus Neigung malte, zur Ehre gereichen würde? Mir scheint 
es eine wahrhaft spartanische Seelengrösse. Soviel zur Antwort 
für Vasari, der Coreggio's l-laushältigkeit über Gebühr 
tadelte, wie für Jünglinge, welche einer so edeln Kunst wür- 
dige Gesinnung hegen und pflegen Wollen. 
Es ist Sage, dass Antonio seinen ersten Unterricht von 
seinem Oheim Lorenzo erhielt, hierauf, wenn Vedriani 
wahr berichtet, in Modena die Schule des Franeeseo Bian- 
chi, genannt il Frari, besuchte, der 1510 starb 7). Dort 
7) Es scheint mir wol möglich, dass Antonio Allegri, der 
1494 zu Goreggio geboren wurde, des E ianchi Schüler gewesen 
ist. Pungileoni, der, um immer etwas Neues zu sagen, alle iil- 
tere Meinungen verdächtig zu machen sucht, scheint auch diese Mei- 
llung in seinem schwülstigen Buche Vol. I. p. 12 in Verdacht bringen 
Zu wollen. Ein Knabe kann eher recht fiiglich vor seinem 16. Juhrß 
der Schüler eines Künstlers seyn; ja, hätte er nicht schon einen tüch- 
tigen Grund in diesem Alter- für seine künftige Ausbildung gelegt, 
so würde er wol niemals selbst zur Meisterschaft in seiner Kunst
	        
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