III. Kap.
Il. Zeitr.
Coreggio und seine Jünger.
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219" Bande; Ritt. Ratti in seinem Werke über Leben und
Werke des Allegri, Finale 1781 Tiraboschi in den Nu-
tizie über modeneser Künstler; P. Affo in den angeführten
Werken, der geschichtlich genauer ist z).
Alle diese und noch früher Scannelli und Orlandi
haben geklagt, dass Vasari des Künstlers Lage so gar niedrig
geschildert habe 3), der doch in einer berühmten Stadt, von
guter Familie, nicht ohne Glücksgütcr geboren worden, wodurch
er gleich anfangs eine förderliche Erziehung zu geniessen im
Stande gewesen sei 4). Auch darin haben sie Vasari geta-
delt, dass er, allzu leichtgläubig, ihn als elend, schwermüthig,
unter der Last einer zahlreichen Familie seufzend geschildert,
als schlecht gekannt, schlecht für seine Arbeiten bezahlt; da
wir doch wussten, dass er von Grosscn geachtet und ansehn-
lich belohnt worden sei, also auch seiner Familie ein reiches
Erbe hinterlassen habe. Einige Uebertreibung räume ich zwar
in Vasari ein, jedoch liegt etwas Wahres zum Grunde, und
vergleicht man Coreggifs Aufträge und Einnahme mit de-
nen des Raffael, Michelangelo, Tizian, ja Vasari selbst,
so wird man sich nicht wundern, dass der Geschichtschreiber
sein Loos beklagte 5). Annibal Curacci bemitlcidete ihn
1) 0a r. Giu s. Ratti notfze BIOTiCIAB rincerä intorno Ia vilo e
l , npere da" Anton. Allegri da Cnreggio. Q,
2) Sehr überschwänglich wird auch in Fried r. Schlegels Zeit-
schrift Europa I, l. S. 124- I3? (Frkf. 1803. S) über Coreggin
gesprochen. W. Neuer als obige Werke sind: P, Luigi
Pungileoni, Menwrie istoriche di Antonio Allegri (Ietlo il Coreg-
gio, Parma 1817. Da. dieses Buch Vieles enthält, was von den Be-
hauptungen älterer Lebensbeschreiber des Coreggio gänzlich ab-
weicht, so werden wir öfter darauf zurückkommen müssen. Q.
3) lm Anfange der Lebensbeschreibung: „er war sehr schüchter-
nen Gemüths und üble angestrengt zu eigenem Ungemach die Kunst.
für die Familie, die ihn drückte," Und gegen das Ende: "Antonio
wünschte als einer, den seine Familie drückte er hatte vier Kin-
der immer zu sparen, und war dabei so geizig, dass er es nicht
mehr seyn konnle;" underwärts sagt er: „er machte sich nichts aus
sich und begnügte sich mit wenigem." L. l
4) Pungileone hat bewiesen, dass Coreggio z. B. seine
Schwester mit 100 Ducalen in Gold (damals nicht wenig) ausstatteto
und Grundstücke kaufte. Q.
5) Dies Beklagen lliesst aus zwei unreinen Quellen; die eine ist
die unersätlliche Habgier und die andere der Neid der Bnlogneser
auf Raffaels Verdienste. Um Letztem herahzusetzen, suchten sie