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Oberitalien.
Die Schule zu Parma.
Künste erfinden, noch über die Gränzen ihres Naturtriebes hin-
austreiben können; nichts verehrten die Alten mehr; daher
Virgil in den elysäischen Feldern uns die Erfinder mit weissen
Binden um das Haupt darstellt, in Verdienst und Stellung vor
allen gemeinen Schatten ausgezeichnet.
Drittes
Kapitel.
Die
Schule
ZU
Parma.
Erster
Zeitraum.
Die
Alten.
zunächst an die modeneser Schule stelle ich die von Parma
und seinem Gebiet, und gern Verbände ich sie wol gar, wie
Andere gethan haben, wenn ich nicht nebst der Gebietsverschie-
denheit auch noch eine Geschmaeksversehiedenheit bemerkte, in-
dem, wie ich schon sagte, in der ersten die Nachahmung Raf-
faels durehgreifend war, in der zweiten die des Coreggio.
Dieser ist Stifter der parmesaner Schule, worin er mehrere Ge-
schlechtsreihen hindurch so treue Anhänger hatte, dass sie auf
gar keine andern Muster, als ihn, sahen. In welchem Zustande
er Parma fand, als er dahin kam, zeigen die in der Stadt zer-
streuten alten Bilder, die ganz gewiss keinen mit den übrigen
Städten in Italien Schritt haltenden Fortgang in der Malerei
beweisen. Nicht zwar, als hätte Parma nicht auch früh schon
Sinn für die Zeichncnkünste gehabt. Im zwölften Jahrhundert
blühte dort Benedetto Antelani, von welchem im Dom ein
Basrelief, die Kreuzigung U. H., aufbewahrt wird; ein zwar
rohes Werk, dem aber doch von jener Zeit an bis auf Gic-
Pisano kein Bildwerk gleichkommt. Von der Malerei hat der
berühmte P. Affö sehr anziehende Nachrichten aus gedruckten
und handschriftlichen Chroniken gesammelt, welche beweisen,
dass man in Parma vor 1233 Bilder und Geschichten malte
I) Diese Nachrichten: befinden sich theils in Pnrmigianinom
Leben, lheils in einem witzigen Werkchen: i! Parmig-iano servilur di
yiazäß- Einige andere habe ich Inündlich von ihm. b.