Zeitraum.
III.
Die Modeneser
des 17. Jahrhunderts.
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Jahrhundert Antonio Joli, auch aus Modena, der in der
Theorie der Baukunst begründet nach Rom ging und in Pan-
nini's Schule sich zu einem der berühmtesten Bauten- und
Vcrzierungsmaler, die in unserer Zeit gelebt haben, bildete.
Als solcher auf den Sehaubühnen Spaniens, Englands, Deutsch-
lands, wo er gearbeitet hatte, begrüsst, ward er in Neapel
Karls III. und des Königs, seines Sohnes, Maler. Giuseppe
Dallamano, ein unwissender Mensch, der, wie es heisst, nicht
lesen konnte, kannte nicht die Anfangsgründe der Kunst, über-
raschte aber durch ein ausserordentliehes Talent, besonders im
Cßlorit, auch Gelehrte; er lebte und arbeitete lange in T'ai-in
auch in Diensten des königlichen Hauses. Sein Schüler Fas-
Setti hatte auch etwas Ausserordentliches; denn, nachdem er
erst im 288W" Jahre ihm die Farben zu reiben angefangen,
dann ihn nachgeahmt hatte, ward er endlich mit Franceseo
Bibienzfs Beistand einer der besten Theatermaler der Lom-
bardei. Er war aus Reggio; und von dort, auch aus Bibie-
he's Schule, stammte ebenfalls Zinani und sein Sohn Spag-
giasi; denn der Meister des Vaters, der als Maler des Königs
von Polen starb, ist unbekannt. Zu ihnen kann man noch Bar-
toli, Zannicchelli, Bazzani und andere gestorbene, oder
auch noch lebende, setzen; daher Tiraboschi mit Wahrheit
sagen konnte, Reggio hat den „Ruhxu, immer trellliche Thea-
termaler hervorgebracht zu haben
L
3) Die Theatermsler werden in Italien so gechätzt, wie die an-
Üern Künstler, deren YVerke auf der Bühne erscheinen; ihr Name
wird, wie der de Dichters und Compositeurs, auf dem Ankündigungs-
Matte bei jeder neuen Oper genannt. und sie werden nicht selten,
Wie der Meister oder die Sänger, gerufen. Sie verdienen auch diese
Auszeichnung; denn diese Künstler wissen sich vollkünnnen in den
Geist des Schauspiels zu versetzen, wodurch ihre Vorhänge so die
übereinstimmenden Hintergründe zu dem beweglichen Bilde des Schau-
ipiels machen, wie ein liistorlenmaler zu seinen Scenen zweckmäs-
sig die Umgebungen wählt, die zur Wirkung des Ganzen beitragen.
Es ist zu bemerken, dass die italienischen Theatermaler bei Archi-
tekturen die Schatten ganz anders behandeln als Deutsche und Fran-
zosen, und dass sie auf eine von diesen völlig abweichende Art die
Luftperspeetive hervorbringen. Sie mischen die Schatlentinte für
Nähe und Ferne aus Einem Tone und von gleicher Stärke; allein
bei runden Körpern, wie z. B. Säulen, sind die Schatten nicht in
Flächen und mit einem magern Pinsel nach dem Lichte hin vertrieben
aufgetragen, sondern werden durch Senkrechte Parallellinien, welche
man nach der Lichtseite hin weiter von einander zieht, hervorge-
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