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Oberitalien.
Modeneser Schule.
den Caraeeisten höchst ergeben auftreten, deren sie einige in
ihre Dienste nahmen, andere in ihren Palästen und zu ihren
IFesten brauchten, indess sie von Allen Zeichnungen und Ge-
mälde wollten, die bald in Kirchen, bald in der durch sie eine
der reichsten Europfs gewordenen grossen Gallcrie aufgestellt
wurden. Daher müssen die folgenden Maler, mit Ausnahme
sehr Weniger, wie des Romani von Reggio, auf Eine Schule
zurückgebracht werden. Dieser scheint ausgemacht in Venedig
studirt und sich dort dem Paolo, in dessen Styl er die Ge-
heimnisse des Rosenkranzes malte, noch mehr aber dem Tin-
toretto ergeben zu haben, dessen Fussstapfen er zumeist und
sehr glücklich folgte.
Guido Reni war Gio. Batista Pesarias Meister,
oder Vorbild, wenn er immer so Guidisch, wie in der Ma-
donna. zu S. Paolo war, worüber man freilich nicht urtheilcn
kann_, da er nicht lange und einige Zeit in Venedig lebte, wo
er starb, eh er sich einen Namen machte. Guido selbst war
gewiss Lehrer des Luca von Reggio und des Bernarclo
Cervi von Modena. Von Luea ist im vorigen Buche gespm-
chen werden. Der Zweite hatte, nach Guidws Urtheil, ein
höchst seltenes Talent im Zeichnen, und wiewol er in der Pest
1630 frühzeitig starb, hinterliess er doch im Dom und in an-
dern Kirchen Arbeiten, welche wol die Lucaschen nicht benei-
den. Aus derselben Schule ging Gio. B o ulange r von Troyes,
modeueser Hofmaler und dortiger Meiter hervor. Im herzogli-
chen Palaste sind mehrere Proben dieses wahrhaft zarten Pin-
sels, wiewol die schlechten Grundaufträge ihm zuweilen Schande
machen. Er ist glücklich in Erfindungen, ein lebendiger und
alles wohl bindender Colorist, munter in den Bewegungen, nicht
ganz frei von Ueberspannung. Das Opfer der lphigenia, wenn
es, wie man saagt, seine Arbeit ist, gnügt, seine Tüchtigkeit; zu
erweisen, wenn gleich Agamemnon auf eine launenhaftere Weise
verhüllt ist, als ein heroischer Gegenstand verträgt. Von zwei
seiner Zöglinge und besten Nachtreter, Tommaso Costa di
Sassuolo und Sigismondo Caula di Modena, war der
erste ein rüstiger Zeichner und, man kann sagen, ein allseiti-
ger lilnlcr, welchen die benachbarten Höfe und Gränzstiidte sehr
gern zu Ansichten, Landschaften und Figuren brauchten. Reg-
gio, wo er gewöhnlich lebte, hat viel von ihm, Modena nicht