Erster
Zeitraum.
Die
Alten.
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seine ganz ureigene Manier, wie ich keine ähnliche in Venedig,
noch sonstwo, auffinden kann; er ist sehr abwechselnd in Köp-
fen und Bekleidung, versteht sich auf Farbenverschmelzuug,
ist guter Landsehafter, Ansichten- und Verzierungsmalcr und
durchaus vollendet und nett. Er würde in der Kunstgeschichte
Epüßlle machen, wäl" er so alterthümlich, als man sagt; aber
man beweiset es nicht hinlänglith.
Bisher habe ich die bessern Maler der Stadt und des Ge-
biets beschrieben, welche im Anfange jenes Jahrhunderts leb-
ten; noch habe ich aber den besten Meister nicht genannt,
nämlich den Paduaner Squercione, der seiner Lehrart we-
gen von seinen Schülern der erste Meister der Maler genannt
ward und deren bei 137 zog. Da er gern dieWelt sehen
wollte, so durchreiste er nicht nur ganz Italien, sondern scbiifte
auch nach Griechenland und zeichnete, oder kaufte wol auch
das Beste, was er von Gemälden und Bildnerarbeitcn vorfand.
Als er wieder heimkehrte, eröffnete er die reicinte damalige
Studicnsannnlung nicht nur von Zeichnungen, sondern auch
Statuen, Torsi, Basreliefs, Aschenkriigen. Solchergestalt mehr
durch diese Nachbilder und seinen Unterricht, als durch eigene
Muster unterweisend, lebte er sehr gemächlich, und die Auf-
träge, welche er erhielt, rückte er bald diesem, bald jenem Zög-
ling auf. In der Barmherzigkeitskirchc ist ein Antiphonarium
mit schönen Miniaturen, welche das Volk dem Mantegna zu-
Schreibt, der diese Schule verherrlichte; aber es sind darin so
vielerlei Style, dass besonnene Kunstrichter es für eine bei
Squarcione bestellte Arbeit halten, die er an mehrere seis
ner Schüler vertheilte. Von diesen ist hier noch nicht Zeit
zu schreiben, da sie meistens blühten, als die Oelmalerei bräuch-
lich war, und von Squarcione lässt sich wenig als Künst-
ler, Viel als Lehrer sagen. Er ist gleichsam der Stamm, von
welchen! Sich mittels Mantegnavs die grösste Schule der
Lombardei verzweigt, und mittels Marco Zoppws die bo-
loßn", ja auch in einiger Hinsicht (lieivenediger; denn Ja-
coPß Bellini, der in Padua arbeitete, scheint sich, wie wir
Hßgten, in ihm gespiegelt zu haben.
Von Squarcione findet sich in Padua nichts, ausge-
macht ihm Beizulegendes; ein Bild ausgenommen, das früher
de" Cörmeliten, ejezt dem Grafen Ritter de' Lazara gehört.