Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Zweiter Band)

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Oberitalien. 
lVlbdeneser 
Schule. 
u_nd Erfindungen R a ffa. c Vs anschaulicher darstellen, als M a r c- 
a nt o nio selbst, und der Nachwelt einen neuen Weg der 
grims Karten an, die, obwol gothisch, wie Huber S. 89 sagt, 
doch hinsichtlich des Helldunkels eine wundersame Wirkung thun. 
Sie nennen ihn sehr alt und neben ihm Mair und mehrere Andere, 
die sich um seine Zeit auszeichneten. Doch sagen sie uns nichts 
von ihrem Verfahren dabei, das vielleicht von dem des [Igo verschie- 
den war.  Hier ist nicht unzweckmiissig an die neue holländische 
Stichart zu Nachahmung des Acquarell zu erinnern, wiewol dazu 
nicht Holz, ondern Kupfer gebraucht wird. Sie ist auch in Toscana 
eingeführt worden, Dank sei es dem Ritter Coimo Rossi, einem 
pistojer Patrizier, Vicepräsidenten der Akademie, der sie mit vielen 
Versuchen erforschte, die ersten Proben davon in einigen Grabma- 
lern acht ägyptischen Styls eigener Erlindung gab, dann in mehrern 
Drucken, besonders in TraballesPs Viuggia pitlurico nachgeahmt 
wurde. Es ist zu wünschen, dass der Ritter dasselbe auch mit Wer- 
ken der Baukunst und Perspective fortsetzte, worin er auch mit dem 
Pinsel, ein glüklicher Nacheiferer Canalettoß, viel geleistet hat. 
Ich würde das Verfahren umständlich schildern, wenn es nicht zu 
verwickelt und mit der Kürze, die ich mir in dergleichen (iegenstän- 
den zum Gesetz gemacht habe, unverträglich wäre, L.  Bartsch 
möchte gern dem H ugo da Carpi die Ehre vorbehalten, wenig- 
stens die Erfindung des Drucks mit mehr als zwei Platten, gemacht 
zu haben (Pefntre grrrzmzar 1701. XII. Avrmt- Propus). Allein auch 
diee Flhre rettet Joseph Heller in seiner Geschichte der 1101::- 
schneiriekunst S. 75 den Deutschen, indem er die Landkarten von 
Lothringen, welche 1513 zu Strasburg erschienen, anführt, dieinit 
mehr als zwei l-lolzstöcken gedruckt sind. Bartsch nimmt an, dass 
"Ulrich P ilgri m, oder wie sonst dieser Meister geheissen habe, 
vor H ugo da Carpi lebte, allein dass er nur zweier llolzstöcke 
sich zu seinen Drucken bediente. Indess ist dies ja schon hinrei- 
chend, um den Deutschen die Ehre dieser Erfindung zu sichern; 
denn war einmal die Erfindung gemacht, mit mehr als einer Platte 
zu drucken, so konnte man nach lilrfordernis deren Zahl vermehren, 
Die Blätter des Job. Ulrich Pilgrim sind von der grössten Sel- 
tenheit und ich besitze nur zweie, den Alcnn N0. 9 und den Ritter 
mit seinem Knappen N0. 10. Die königl. Bibliothek in Dresden be. 
sitzt im Nachlass von Heinecke nur Ein Blatt, den Christus Nn_ 1, 
Dass Pilgrim schrallirte, auf farbiges Papier weiss gehöhte Zeich- 
nung und Carpi getuschte Zeichnungen nachalnnte, ist sehr natür- 
lich , weil jeder die Zeichnungsinanier seiner Landsleute nachbildete. 
Indess scheint es mir, war der allerwichtigste Schritt zu dieser Er- 
tindung des Drucks mit mehrern Platten schon in sehr früher Zeit 
durch die deutschen Briefmaler gethan Würden; denn wie man sich 
später zu jeder Farbenabstufung, aus Hell zum Dunkel, einer beson- 
dern Platte bediente , so bedienten sich zu den Briefmalen die Deut. 
sehen gewiss mehrerer Chnhlonexi beim Ausmalen ihrer Karten und 
Heiligenbilder, Nur dass die Bürste, oder der Pinsel das verrichten 
musste, was die Platte beim Drucken that. Tiraboschi Slaria 
della Ietlarnlura Imliana T0. VII. P. III p. 423, beweist aus Ur- 
kunden, dass Hugo ein Sohn des Astolfo di Panico war und 
seine Familie den Namen Carpi annalnn, als solche von Parma nach 
Carpi zog. Auch ist es wahrscheinlich, dass dieses Geschlecht zu
	        
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