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Oberitalien.
Modeneser
Schule.
Gegenständen den Ruf in der Malerei. Ein Bruder von ihm,
Piet-ro Paolo, wird als sehr glücklich in Darstellung wilder
Pferde, oder Kriegsgetümmels gerühmt, nach welcher Vermu-
thung ihm einige kleine Bilder der herzoglichen Gallerie unter
denen aus der Aeneis zugeschrieben, werden. In Lan cillo t-
to's Chronik findet man einen Sohn Niceolifs, Giulio
Camillo, der mit ihm nach Frankreich ging, jedoch in lta-
lien fast unbekannt blieb. Sehr bekannt und nach dem Gross-
vater der Beste in der Familie ist Ercole, Giuliws Sohn,
obwol sein Ruf durch Müssiggang und mithin unglückliches Le-
ben verdunkelt wird. Er malte viel und wie Leute seiner Art
pflegen, verkümmertc er den Werth seiner Arbeiten durch Nach-
lässigkeit und Eil. Dass er etwas geleistet, kann man weniger
aus Marinws käuflichen Gedichten, als aus den Aufträgen
des modeneser Hofes sehen, vor allem aber aus der Hochzeit
zu Kanaan in der Gallerie Sr. H., welche allerdings schön
gearbeitet ist und in vielen Stücken einen Anflug der venedi-
ger Schule hat. Seine grösste Arbeit ist im Rathsaale, wo
Schedone bald Gehülf, bald Nebenbuhler war; Gehülf in den
gemeinsam ausgeführten Bildern, Nebenbuhler in denen, die
jeder selbst malte; und dass er in diesen von einem so gros-
sen Mitwerber besiegt wurde, mindert seinen Werth nicht. Der
letzte Maler der Familie ist Pietro Paolo, Ercole's Sohn,
der 1630 im 3891811 Jahre starb, Ich preche hier von ihm,
um ihn nicht von seinen Ahnen zu trennen, deren er nicht
unwürdig war. Er hatte seines Vaters Behandlungsart, aber
nicht seinen Genius; ja, in manchen Bildern, die ganz sicher
von seiner Hand sind, möchte man ihn kalt nennen. leh sage,
die ganz sicher von seiner Hand sind; denn über einige strei-
tct man, ob sie unter des Vaters mittelmüssige, oder seine be-'
sten zu rechnen seien.
Ausser den Raffaelisten und ihren Zöglingen linde ieh
im sechzehnten Jahrhundert Modeneser, die einen andern Styl
hatten, und keinen ziehe ich dem wackcrn Kupferstecher und
vielverdienten Maler Ercole de'Setti vor. Von ihm sind
in Modena einige Altargemiilde; und Cabinetbilder von ihm habe
ich, doch selten, gesehen von einer Zeichnung, die mehr Gros-
ses, als Liebliches hat. lm Nackten ist 81' ileissig und über-
legt, fast wie ein Florenzer, munter in den Bewegungen, stark