II. Zeitr.
Raffaelisten u. Coreggisten im x16. Jahrh.
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in jeder Ader und jedem Nerv gearbeitet waren. Weit aber
übertraf ihn Antonio Begarelli, vielleicht sein Schüler,
der mit seinen Bildhauerarbeiten in und über Lebensgrösse fast
alle andern ausgelöscht hat. Die Benedictiner haben einen
Schatz derselben in der Kirche und im Kloster. Er lebte lange
und füllte jene Kirchen mit Grabmälern, Krippen, Druifeln,
oder Gruppen, Standbildern, dessen nicht zu erwähnen, was er
in Parma, Mantua und anderwärts gearbeitet. Vasari lobt
an ihm „das schöne Ansehen der Köpfe, die schönen Zeuche,
das wundersame Verhältnis, die Marmorfarbe," und erzählt,
"dem Buonarroti haben sie so treillich geschienen, dass er
gesagt habe: wehe den alten Standbildern, wenn diese Erde
Marmor würde!" Ich weiss nicht, welch grösseres Lob man
einem Künstler ertheilen könnte, wenn man zumal bedenkt,
Welch ein tiefer Kenner und karger Lobspreeher Buonarroti
war. Endlich muss noch bemerkt werden , dass Begarelli
auch ein seltener Zeichner und Zeichnen-, wie Bildnerkunst-
lehrer war. Darum hatte er Einfluss auf die Malerei, und von
ihm will man grösstentheils die Richtigkeit, die Rundung, die
Kunst der Verkürzung, die, beinah hätt' ich gesagt Raff ßel-
sehe Kunst abgeleitet wissen, wodurch sich dieser Theil der
Lombardei ausgezeichnet hat.
Zweiter
Zeitraum.
Im sechzehnten Jahrhundert werden R af f ael
gio nachgeahmt.
und Coreg-
Dies nun waren die Vorarbeiten in allen diesen Ländern, die
Wir bisher betrachteten; das Beste waren freilich die natürli-
ßhen Anlagen der Jünglinge; von welchen der _CardÄ Alessan-
d") von Este, wie Tiraboschi anfiihrt, sagte, sie wären
für die Kunst geboren. Und in der That spricht dafür das
Sechzelmte Jahrhundert vollkommen; denn wenn damals jede
italische Landschaft einige tüchtige Maler gab, so lieferte dieser
kleine Strich soviel, dass sie allein ein grosses Reich schmük-
km1 würden. Ich beginne mit Modena selbst. Keine lombar-
I], 3m S