Üritter Zeilr.
Verfall d. m. Schule. Stift. einer Akademie.
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und lebendige Miniaturen findet, dass man die Gegenstände eher
für in einer optischen Kammer verkleinert, als für gemalt hält.
Vasari bemerkt, einige Figuren von ihm in einem Messbuehe
der Madonna für den Card. Farnese wären nicht grösser, als
eine kleine Ameise und dennoch jeder Theil genau unterschie-
den gewesen. Es lohnt sich der Mühe, bei Vasari diese ganze
Beschreibung der Miniaturen zu lesen, zu welchen er auch iigu-
renreiche Aufgaben wählte, wie den Feierzug am Hohnleich-
llanisfeste in Rom und das Fest, des Monte Testaceo; es war
eine neunjährige Arbeit, in 26 kleine Geschichten getheilt.
liür Privaten fertigte er kleine Bildnisse in Menge (worin Va-
s a-ri ihn 'l'inian gleichsetzt) auch einige kleine Bilder. Doch
sind diese in Sammlungen höchst selten. Eine Kreuzabnahme
von ihm ist in der Biblinthek der Cisterzienser in Mailand, ein
höchst eigenkräftiges Bild, worin aber durchaus der Geschmack
des goldenen Jahrhunderts weht. lch bin gar nicht abgeneigt
zu glauben, dass Giulio in Mantua dies Studium auch beför-
derte; denn ich habe dort sehr schöne Miniaturen, obwol von
unbekannten Händen, gesehen. Ucbrigens ist mit Vasari zu
bemerken, dass durch Giulio die Künste nicht nur in Man-
tua, sondern in der ganzen Lombardei stiegen, worunter er in
seiner Sprache auch einen Theil des heutigen vencdiger Ge-
biets befasset. Dies sahen wir schon zum Theil und werden es
im Verlauf dieser Geschichte noch mehr sehen.
Dritter
Zeitraum.
Verfall
der
Schule und Stiftung einer Akademie
derbelebung derselben.
Wie-
Zlll'
Nach Giulic's Zeit trieb die mantuaner Schule keine neuen
Keime, die so viel als die ersten werth waren. Jene Fürsten
Waren immer mehr geneigt, auswärtige Maler von Ruf mit der
Sicherheit baldiger Anstellung einzuladen, als in der Jugend
ihres Bereichs einen Eifer zu wecken, der später Früchte tra-
gen und. leichter erschlailen kann. Wir haben ziemlich viele
gezählt, welche der Herzog Vincenzo zu Verschönerung seiner