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Oberitalien.
Lombardische
Schulen.
selten" nennt 7), um diese Zeit blühte. Von diesem sind ei-
nige Wandbilder in seiner Vaterstadt; mehr aber, als dort,
scheint er in Venedig, Urbino und Pesaro im herzoglichen Pa-
laste gearbeitet zu haben, wo in einem Zimmer, das nachher
zum Marstall umgestaltet wurde, ein Wald von Cnmillo so
mit Lust und Liebe gearbeitet ist, dass man alles Laub an den
Bitumen zählen könnte. Seinen Pcrino bildete sich Giuli o
sicherlich zu den Gypsarbeiten; ausser Primaticcio war
auch noch ein Gio. Biatista Briziano da, gewöhnlich Gio.
ßatistaMantovano genannt, und lauch in diesem hatte
er seinen Marcantonio, der viele Gemälde des Meisters und
anderer wackerer Künstler jener Zeit in Kupfer stach. Zu ihm
muss man noch Giorgio Ghisi, oder Ghigi setzen, der
gleichzeitig blühte. Diesen folgte Diana, Tochter des Gio.
Batistas), berühmt durch ihre Kupferstiohe, eingeführt durch
diesen grossen Künstler und lange berühmt in Mantua 9).
Eine andere Gattung der Kunst, die Miniaturmalerei, ward
von einem Schüler Giulioßs vervollkommnet, D. Giulio
Clovio aus Croazien, regulärem Stiftsherrn in Scopet, der
nachher vom Papste entbunden wieder weltlich ward. Dieser
hatte anfangs sish der grössern Malerei ergeben; da aber Giu-
lio in ihm ein besonderes Talent für kleine Figuren bemerkte,
rieth er ihm, sich darauf zu legen und lehrte ihm in Rom zu.
erst die Art, die Gummi- und Leimtinten und Farben anzule-
gen; in der Miniatur ward er nachher von dem Veroner Giro-
lamo da' Libri unterrichtet. Er wird in dieser Gattung
für den Ersten gehalten. Seine Zeichnung verräth Studium des
Michelangelo und der römischen Schule; doch nähert er
sich mehr der_Fertigkeit eines guten Naturalisten, ist höchst
anmuthig im Colorit und wundersam vollendet auch in den
geringsten Gegenständen. Grösstentheils arbeitete er für Fürsten
und Herrn, in deren Büchersammlungen man von ihm so wahre
7) Im Leben Gengvs. L.
Q) Sie wird z-iuis Valaterranrz genannt, weil sie in dieser Stadt
(las Bürgerrecht erhielt; ein Beispiel, MS mllll nicht übßrlßhell üßrf,
wenn mehrere Schriftsteller Einem Maler mehrere Geburlsörter au-
weiscn! ; L.
9) lieber die Künstlcrfamilie
V01. XV. p. au.
der
GhisJ.
B n r ls c h peinlre lgrav.
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