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Oberilalien.
Lonxbardische
Schulen.
zum Theil ausschniückte; ich sage zum Theil, weil der Tod
ihn hinderte, das ausgezeichnete Werk vollendet zu sehen. Der
Bilder, die er in andern Kirchen selbst und ohne Gehülfen aus-
führtc, sind nicht viele, und als solche werden insbesondere
die drei Wandbilder der Leidensgeschichte in S. Marco, und
der heil. Christoph am Ilochaltar seiner Kirche aufgezeigt, wo
er in aller Rüstigkeit doch unter. der Last des Weltberrschers,
den er als Kind auf den Schultern trägt, äehzend dargestellt
ist; eine Legende, die aus dem Namen gebildet ist 5).
Gehen wir nun zu Giuliws Schule in Mantua, über!
Sie wird wenig Blätter einnehmen; denn Giulio's Styl ward,
nicht, wie dies sonst der Fall ist, mit andern auswärtigen ge-
mischt, sondern blieb dem Schulenhaupte treulichst zugethan,
und in jedem Gesichte sieht man, so zu sagen, seine, wenn
auch nicht gleich gut getroffenen Züge wieder. Man zählt in
ihr einige Auswärtige, unter welchen der berühmteste Prima-
ticcio war, den Giulio sehr bei Gypsarbciten brauchte, uml
statt seiner selbst dem König von Frankreich sendete, in des-
scn Dienste er berufen worden war. Soviel für jetzt, da wir
ihn vollständiger unter den Bclognern kennen werden lernen.
5) Einige Geschichtschreiber geben als. Ursache, Gilliiü
Romano Rom verlassen und sich xiach ltinutua gewendet habe,
seine unzüchtigen Zeichnungen an, welche Mnrcantonio in
Kupfer stach und Aretiuo rnit Sonetten begleitete, über welche
Papst Clemens Vlll. so sehr sich erziirnte, dass er nlle Abdrücke
vernichten und den Stecher in den Kerker werfen liess, aus welchem
er erst nach geraumer Zeit, auf Fürbitte Hypolyt von Medicis und
des Bildhauers Beccio Bandinelli, losgelassen wurde. Juli us
soll wegen der Zeichnungen zu diesen Stichen eine gleiche Mishmtd-
lung, wie Antonio erfuhr, gefürchtet und sich vor dem Zorne des
Papstes nach Mantua getlüchtet traben. Fiorillo und einige An-
dere erklären diese Erzählung für eine Fabel, weil sie gern aus der
Geschichte alles Ausserordentliche verbannen möchten und geben als
Grund, warum sie diese Erzählung für unwahr erklären, an: dass
diese Stiche erst erschienen wären, als Giulio schon in Mantuß
sich befand. Allein wir möchten von diesen Herren gern erfahren,
wann denn diese Stiche erschienen sind? von welchen sich nur ein
Blatt in der ksiserl. Sammlung zu Wien erhalten hat und ein voll-
ständiges Exemplar bei Marietle gewesen seyn soll. VVnilrscheinlich
verwechseln diese Gelehrten die Ausgabe der Sonette des Are-
tin mit; der Blrscheinung der Marcantonischen Kupferstiche,
oder die Erscheinung jener Machwerke eines unbekannten Künst-
lers, der seine Erfindungen für die {Merke des Giulio Romano,
welche die Liebschaft der Götter genannt werden, atlsgah, mit der
der (lriginale. Q_