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Oberitalien.
Lombaräische
Schulen.
Paläste, Landhäuser, Tempel aufgeführt, mehrere davon selbst
malte und ausschmiicktc, und somit in Mantua sich aus seinen
Gehülfen uml Zöglingen eine Malerschule bildete, die viele Jahre
dem Vaterlande und der Lombardei Ehre machte.
In der römischen Schule betrachteten wir Giulio Ro-
mano als Schüler, Erben und Fortsetzer der Arbeiten Raf-
faels; hier wird er als Meister auftreten, der im Arbeiten und
Lehren seines Schulenhauptcs Gang verfolgte. Er kam nach
Mantua und fand dort einen Reichthum an alten Mariuorbil-
dern, der sich immer mehrte, wovon die jetzt in der Akademie
noch aufbewahrten Stand-, Brust- und Hochbilder nur kleine
Ueberblcibsel sind. Mit diesem von den Gonzaghi ange-
schafften Vorrathe verband er seinen eigenen. Er war reich
an Zeichnungen nicht minder nach Alterthümern in Rom, als
nn Raffaclsehen. Auch seine eigenen Studien waren kein
geringer Rcichthum; denn kein Zeichner hatte wol besser
Fruchtbarkeit der Ideen mit Wahl, Schnelligkeit mit Richtig-
keit, Fabellehre und Geschichte mit einer gewissen Volkfass-
lichkeit und Leichtigkeit zu verbinden verstanden. Nach sei-
nes Meisters Tode überliess er sich seinem natürlichen Zuge
nach dem Liehlichen freier, und arbeitete nun mehr nach einer
durch vieljiihrige Erfahrung angenommenen Gewohnheit, als
mit Befragung der Natur und Wahrheit. So war es ihm ein
Spiel, den Palast in lllantua, und den vorm-städtischen del Te,
mehrerer anderer Werke zu geschweigen, so umzugestalten, wie
Vasarilsie beschreibt und wir ie noch jetzt sehena Soviel
Zimmer sind darin mit vergoldeten Decken, so viele und so
schöne Gypsarbeiten, die zum Ünterrichte der Jugend gebraucht
werden, soviel Geschichten und Launen so wohl ausgesonnen
und, unter einander verbunden, so vielerlei den verschiedensten
Üertern und Gegenständen angemessene wundervolle Arbeiten,
deren Ruhm Giulio mit keinem andern Künstler theilt! Er
ersann diese grossen Werke, er führte sie aus, er vollendete siez).
Er pflegte die Cartons vorher zu machen, liess sie von Sei-
nen Schülern ausführen, überging dann mit seinem Pinsel die
ganzen Gemälde, verbesserte die Fehler und prägte jedem seinen
2) Vgl. Kunstbl. 1823. N. 29.:
von Mantua. (nach Vasari).
Jul.
im
Dienste des
W.
Herzog: