Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Zweiter Band)

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Oberitalien. 
Lombardische Schulen. 
engel Michael und der heil. Mauritius, welche ihr den Mantel 
halten, empfängt den vor ihr knieenden Franceseo Gonzaga 
und streckt ihre Hand über ihn, zum Zeichen ihres Schutzes; 
etwas tiefer erscheinen Vzwei Beschützer der Stadt, der heil. 
Andreas und Longinus; vor dem Throne der heil. Johannes als 
Kind und die heil. Anna, wie Vasari und Ridolfi meinen, 
die jedoch dies Gemälde nicht genau beschrieben; denn der 
, Rosenkranz in ihrer Hand spricht sie sogleich als die fürstli- 
che Gemahlinldes Marchese von Mantua aus, die neben ihrem 
Gemahl knicct. Mantua hat wol kein anderes Bild, das so von 
Fremden besucht und bewundert würde. Im Jahr 1495 gemalt, 
hat es seine drei Jahrhunderte herrlich überstanden. Es ist 
ein Wunder, so zartes Fleisch, so leuchtende Rüstungen, so 
schön schillernde Kleider, so frische thauige zur Zier hinzu- 
gemalte Früchte zu sehen. Jeder Kopf kann eine Schule für 
Lebendigkeit und Charakter, mancher für Nachahmung des Al- 
terthümlichen seyn; die ganze Zeichnung hat im Nackten, wie 
in der Bekleidung, eine, Weichheit, welche das gewöhnliche 
Wiorurtheilyiviilerlegt, dass Mantegnascher und trockncr Styl 
gleichbedeutend seienv Ferner ist da ein lrarbenauftrag, eine 
Feinheit des Pinsels und eine so ganz eigene Amuuth, dass 
mir das Bild wie der letzte Schritt der Kunst vorkommt, ehe 
sie zu der Vollendung in Lionardo gelangte. Die sorgfältig 
gewählte Leinwand erinnert an den ausgesuchten Geschmack, 
woran ihn Squarcione gewöhnte, wenn er ihm aus mehrern 
Orten Leinwand zu Bildern kommen liess, und das ganze Ge- 
mälde zeigt einen Maler, der weder Farbe, noch Zeit scheute, 
um etwas zu leisten, das erst seinem Herzen, dann fremden 
Augen wchlthat. 
Sein Meisterwerk aber war, nach VasarPs Urthcil, der 
Sieg Cäsars in mchrern Bildern, welche bei der Plünderung der 
Stadt von den Deutschen geraubt in Englandi ihre Endschaft 
erreichten. Sie waren in einem grossen Saale des Palastes S. 
Sebastiano, welcher, wie Equicola, der Geschichtsschreiber 
seines Landes, sagt, "von dem trelilichen Maler Lorenzo ca- 
sta vollendet wurde, der die Pracht, welche denrSieger zu 
folgen pflegte, und die fehlenden Zuschauer hinzusetzte." Nach- 
dem diese Gemälde Andrea's untergegangen, sind noch be- 
deutende Ueberbleibsel von ihm in einem Saalc des Schlosses
	        
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