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Oberitalien.
ILombardische Schulen.
zeigte, sind einige kleine Bilder vom Leben und Tode U. L.
F. ,1 welche trotz der rohen Zeit doch einigen Geschmack be-
weisen und ich habe nichts Aehnliches aus jener Zeit gesehen.
Bei dieser Gelegenheit sei zugleich bemerkt, dass in minder
rohen und uns nähern Zeiten die liiiniaturmalerei in Mantua
viele Verehrer hatte, unter welchen ein Gio. de Russi, der
um 1455 für Herzog Borso von Modena die estesche Bibel in
gross Folio, eines der seltensten Stücke jener Sammlung, mit
Miniaturen versah. In der Malerei aber ist mir vor Mante-
gna dort kein Künstler bekannt und man kann nur einige
namenlose Arbeiten aus dem 14. und 15. Jahrhundert erwäh-
nen, die sich bis auf unsere Zeit erhalten haben. Aus dem
14. Jahrhundert sah ich im Franciscanerkloster ein 1303 er-
richtetes Grabmal, darüber eine Madonna unter mehrern En-
geln, rohe und unverhältnismässige Gestalten, jedoch so stark
und lebhaft colorirt, dass es mir wundersam schien, und ich
nicht anstehe, auf dies Denkmal einen Beweis für die in der
Lombardei durch ihre Landeskinder wieder auferweckte Malerei
zu gründen, indem theils ihre Zeit vor die durch ltalien ver-
breiteten Giottisten füllt, theils ihr Styl verschieden ist.
Aus dem 15. Jahrhundert sah ich eine andere Madonna auch
auf einem Altar des Franciscanerklosters. bVer auch der Künst-
ler gewesen sei, er beweiset, dass damals schon die Malerei
aus ihrer Kindheit, aber noch nicht auf die Stufe gekommen
war, worauf ie der berühmte Andrea Man tegna z) führte,
von welchem wir bereits zweimal in diesem Werke sprachen
und jetzt abermals sprechen müssen.
bViewol man jetzt nicht mehr, wie ehmals, Padua, die Ehre
absprechen kann, dass es Man teg na hervorgebracht 3), so war
2) Vgl, Slultg, Kunstbl. 1825. N. 81. f. W",
3) Es ist keinem Zweifel unterworfen, dass Andrea Mante-
gna 1'431 zu Padua: geboren ward und den 15. Septbr. 1506 zu
Mantua starb. Pietro Zani ßfrzterirlli prlr servire alla sloria
dell" ariginc, e de' progressi dell, incisione in rrznzc c in legnu.
Parmrz 1802 in Svu pßg, 1471 und 239. Zani erzählt, dBSS der Se-
cretair- Bianroni einen Brief des Frnn cesco Manlegna gefunden,
in ulelchenl dieser den Tod seines Vater dem Ißlarclaese Franeeseu
Gonzaga meidet, woher man nun genau weiss, wann Andrea
gestorben ist. S auch 8.237 ßlateriula". Trotz dem, dass Manlegmz
auf viele seiner Werke geschrieben: hatte: Opus Andreas Alanlrgnue
Put, (Pumvini) so haben ihn zwei muntuexler Diclxler, Baßilla.