Vicrtor Zeitraum.
Fremde und neue Slyle in Venedig.
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Gelehrte jener gebildeten und gegen Bürger, die ihren Ruhm
mehrten, dankbaren Stadt. Eine Sammlung davon erschien
1772. Aus diesen Büchern ergiebt sich, dass wenig Maler bei
Lebzeiten so von Grossen geehrt wurden, wie er, besonders
vom Kaiser Joseph Il., Welcher sagte, er habe in Verona zwei
Seltenheiten gesehen, das Amphitheater und den ersten Maler
Europe's. Ferner ergiebt sich, dass er ein gelehrter Maler war,
der gern mit Gelehrten umging, die Systeme der Physik kannte,
toscanisch dichtete, lateinische Bücher liebte und über seine
Kunst so einsichtsvoll und gut schrieb, dass nur zu bedauern
ist, dass er so wenig darüber geschrieben. Die Akademie, wel-
cher er alle seine Malerschriften vermachte, hat sein Brustbild.
und eine Lobrede dazu, als Ehrenbezeigung seine edelgesinn-
ten Vaterlandes. Er hinterliess nicht wenig Zöglinge, unter
diesen seinen Bruder Giandomenico, dessen Gemälde in
Bergamo von Pasta als nicht zu verachtenrle erwähnt werden.
Auch einigermassen denkwürdig ist der Minorit P. Felice
Cignaroli. Er malte wenig und sein Meisterstiick ist im
Speisesaale des Bcrnardinerklosters zu Verona ein Mahl zu Emaus,
welches ihn als gleich fruchtbar, nur nicht so fleissig, wie
seine Brüder, beurkundet.
Nach diesen, welche, weil aus der Familie Cignaroli,
nicht verschwiegen wurden, verdient besondere Betrachtung auch
Giorgio Anselmi, vorzüglich wegen der Kuppel in' S. An-
drea zu Mantua, wo er sich als geschickter Wandmaler zeigt.
Er war Balestra's Schüler gewesen. Marco lllareola
war ein allseitiger Maler, behendest im Arbeiten, fruchtbar in
Erfindungen; ich weiss nicht, wer sein Meister gewesen. Tie-
Pßlo unterrichtete Francesco Lorenzi, der in Wand-
und Oelbildern, stets auf Tiepolo's Spur, wacker war. V8-
rona hat mehrere Deckenstücke, Brescia eine heilige Familie."
die ihn als einen guten Maler seiner Zeit bekunden.
Auch der geringem Malerei fehlten in diesem Zeitraum
nicht tüchtige Künstler. Die Pastellmalerei hob sich durch die
berühmte Rosalba Carriera"), welche bei Orlandi in
113i-
v 7) Iylelchiori giebt Kunde von ihrem Rleisler. Es war der edie
Kenednger Gio. Antonio bazzari, welcher im Pastell ein Ta-
lent hatte, das lich mit dem der Bosalba messen konnte, nur dass