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Oberilalien,
Venediger
Schule.
züglichsten fürstlichen Sammlungen, wie für die Städte seine:
Geburtslandes und andere italische, sehr viel, und, olfen zu
sprechen, nicht gleich gut gemalt. lch spreche nicht von sei-
neu Wandbildern, deren er sich, nachdem er eine gute jugend-
liche Probe davon in dem edeln Hause Labia in Venedig während
seines vierjährigen Aufenthaltes dasclbst gegeben, seiner Gesund-
heit wegen entschlug; sondern von seinen Oelbildern, welchen
er seinen grossen Namen verdankt. In Pontrenioli, wo ein
heil. Franciscus, der die Wundmale erhält, sehr gut ausgeführt
seyn soll, war ich nicht. S. Zorzi zu Pisa ragt unter vielen
treillichen Pinseln, die diesen Dom schmückten, hervor. Schön
ist eine Reise nach Aegypten in S. Antonio Abate zu Parma.
Er stellt da die heil. Jungfrau mit dem göttlichen Kinde auf
einem engen Stege dar, welchen Joseph Hülfe leistet, damit
sic sicher hiniiberkommen. Auf seinem Gcsichte und in sei-
ner ganzen Gebärdung sieht man die Angst, die er hat; unter-
dessen bemerkt, oder kümmert er sich nicht, dass ihm ein
Theil des Mantels von den Schultern gleitend in den Fluss
taucht und darauf schwimmt; ein höchst natürlicher und sinn-
reicher Gedanke! Auch das Uebrige dieses Gemäldes ist in sei-
nem besten Style: die Engel, welche das Geleite bilden, das
göttliche Kind, die heilige Jungfrau, die er hier, wie auch
sonst, in ernster würdevoller Schönheit bildete, wie Maratta
stets that. Diesem Künstler gleicht Cignaroli einigermassen
in gewissen Bewegungen, einer gewissen besonnenen Composi-
tion, Wahl und Annäherung der Farben, nicht aber in ihrem
richtigen Tone. Das durch Grün manierirte und stellenweise
mit Roth geschminkte Fleisch macht sein Coloril: dem, welcher
das Wahre liebt, minder angenehm, und das zuweilen ausser-
halb der Grünzen des Natürlichen gesuchte Hclldunkel thut
eine Wirkung, welche mehr das Auge, als den Verstand befrie-
digt. In den Motiven hat er oft etwas Neues; Bauten, Ver-
schleierungen, Landschaft braucht er auf eine nicht alltägliche
Weise; in die meist heiligen Compositionen flieht er Engel-
scherze und allerlei erhciternde Vorfälle ein. Sicherlich hatte
er einen glücklichen Genius und eben so glückliche Zeiten,
sich hervorzuthun. Seine Denkwürdigkeiten sammelte und gab
P. Ippolito Bevilacqua deIPOratorio im Jahr 1771
heraus; sein Lob prieseu in freier und gebundener Rede mehrere