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Oberitalien.
Venediger
Schule.
dcrgelasscn hatte, wo er geboren war. Die Venediger können
ihn ohne snnderlichen Verlust abtreten. Sein grosscs Glück,
das er in den gebildetsten Ländern Europivs machte, lag nnehr
in dem Verfall der Kunst und in s4einem frölichen und anstän-
digen Naturell, das ihn Jedem lieb machte. Man kann ihn ei-
nen Maler von Verstand, Leichtigkeit und ziemlicher Heiterkeit
nennen; aber gründlicher Künstler war er darum nicht; er
malte so unbestimmt, dass zuweilen die Gegenstände zwischen
Seyn und Nichtseyn, Erscheinen und Nichterscheinen schweben.
Er war ein oberflächlicher Colorist, weshalb man schon zu sei-
ner Zeit sagte, seine Bilder würden nicht ein halbes Jahrhun-
dert überleben. In der 'l'l1at sind auch die, welche ich in Ve-
nedig und Padua. von ihm gesehen, sehr matt geworden, und
dies wird wol auch der Fall mit denen in Paris seyn, wo er
1720 viel Geld mit einem Fries verdiente, welchen er in dem
berühmten Saale des Missisipi in achtzig Morgen malte. In
Wßnexlig in S. Meise ist vielleicht sein bestes Werk, die von
Moses in der Wüste aufgerichtete eherne Schlange.
Wie nun dieser als letzter Paduaner von einigem Rufe ge-
nannt worden ist, so war der letzte Bergamasker von eini-
gem Verdienst in der Composition Antonio Zifrondi, oder
Cifrondi, FrnneeschinPs Schüler. Er glich dem Vor-
hergehenden sehr an natürlichem Sinn für Malerei, an einer
für grosse Compositionen geeigneten Einbildungskraft, Leich-
tigkeit des Pinel und Schnelligkeit, so dass er zuweilen in
zwei Stunden ein Bild vollendete. Auch er ging nach Frank-
reich, ohne jedoch dort Glück zu machen, und malte in seiner
Heimat für Kirchen, welche viele Gemälde von ihm haben, aber
Wenige, wo er nicht aus übertriebener Eil sündigt. S0 stellte
er im S. Spirito neben einer Verkündigung in seinem besten
Style drei andere höchst nachlässige geschichtliche Bilder auf.
In den Lettere pittoriche wird er mehr als einmal ehrenvoll
erwähnt. Zu derselben Zeit lebten in Bergamo einige Andere,
die man bei Tassi und seinem Fortsetzer kennen lernen kann.
Auf keine Weise aber darf hier F. Vittore Ghislandi
übergangen werden, der in Erfindungen wenig geübt, in Köpfen
nach Laune entworfen und in Bildnissen zu unserer Zeit es
beinahe den tüchtigen Alten gleich gethan hat. Er wurde von