Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Zweiter Band)

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Oberitalien. 
Venediger 
Schule. 
am meisten ihm zugcthan war Marinetti, der von seinem 
Geburtsorte gewöhnlich il Chiozzotto heisst. 
Der letzte Venediger, der sich in Europa einen grossen 
Namen machte, war Gimßatista Tiepiolo, den Alga- 
rotti häufig lobte, Bettinelli mit einem dichterischen Loh- 
gedieht ehrte, der in Italien, Deutschland und Spanien, wo er 
als Hofmaler starb, berühmt war. Er war Lazzarin-i-"s 
Schüler, dessen gehaltene und wohl erwogcne Behandlung sei- 
nem von Natur allzufliichtigen Geiste glücklicherweise einen 
Zügel anlegte. Nachher ahmte er Piazzetta nach, erheiterte 
und belebte ihn aber, so zu sagen; in welchem Style mir sein 
Schiffbruch des heil. Satire in S. Ambrosius zu Mailand ge- 
malt scheint. Hierauf studirte er Paolo iimsig, dem er im 
Faltenwurf und Colorit sehr nahte, wenn er auch in dem Aus- 
druck der Gesichter ihm nachstand. Auch Albrecht Dü- 
rers Stiche betrachtete er häufig, diese reiche Ader für reiche 
Malerdichtungen. Nie vernachlässigte er die Beobachtung der 
Natur in Schlagschatten und Lichtern, und dem schlagendsteil 
Farbengegcnsatz. Dies gelang ihm bewundernswürdig, vorzüg- 
lieh in Wandgemiilden, wozu ihn die Natur so rasch, behend 
und für das Grosse empfänglich gebildet zu haben schien. Wo 
Andere die lebhaftesten Farben suchen, brauchte er tiefe, und 
wie man es nennt schmuzige Tinten, welchen er einigermassen 
schöne und reinliche, aber doch nur gewöhnliche beifügtc und 
so eine Wirkung, einen Reiz, eine Sonnenhelle in seine Wand- 
bilder legte, die vielleicht nicht ihres Gleichen hat. Ein schö- 
ner Beleg hiezu ist die lhcresianerdecke in Venedig. Der; hat 
er das Heilige Haus mit vielen gutverkürzten und trelilich vcr- 
mannichfaltigtcn Engelgruppen und mit einem Lichtgrunde ge- 
malt, 416)." dem Firmament es gleichzuthun scheint. Wäre Tie- 
polo in so weitläufigen Werken durchaus gleich schulgcrecht 
gewesen, so wär er wahrhaft gross; das Ganze erfreut stets. 
Fleissiger und iiberlegter ist er in den Oelbildern, welche er 
hier und da in der Hauptstadt und dem Gebiete malte. In S. 
Antonio zu Padua ist sein Martyrthum der heil. Agathe, wel- 
ches A lgaro tti als Muster seltenen Ausdrucks aufstellt, indem 
in dieser Heiligen der Schrecken des Todes und die Freude über 
den nahen Siegesverklürung ausgedrückt ist. Viel andere Schön- 
heiten bemerkt Rossetti daran, welcher ZWülT das Bild gegen
	        
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