Vierter Zeitraum.
Fremde und neue Style in Venedig.
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Abwechselung der Gesichter und Gebärden. Auch kräftiges C0-
lorit hat es, worin er nicht immer gleich stark war. In klei-
nen Figuren ist er höchst lieblich und leicht; man sehe ein
Sängercher der heil. Katharina zu Vicenza, wo er einige lieb-
liche Sccnen im lxcitersten Colorit dargestellt hat. Sein letztes
Bild ward mit seiner Beistinlinung von seinem würdigen Schii-
ler Giu seppe Camerata vollendet, welcher darin und in
mehrern andern Kirchenbililern seiner Spur folgte. Nicht so
sein anderer Schüler, Silvestro Mannigo genannt", ein
Maler von schönem Charakter, aber manierirt und über die
Geliiihr handfertig.
Auch zwei Trevisaner lebten in diesen Zeiten, Fran cesco,
der zur römischen Schule gezählt wird, und Angiolo, der-
nach Abkunft und {Vohnsitz der venerliger nicht abgesprochen
werden kann. Gut in Erlindungen, wie man in der Caritä und
verschiedenen Kirchen der Hauptstadt sehen kann, war er auch
noch seltener und bedeutender in Bildnissen. Durch diese Uc-
bung bildete er sich einen natürlichen, nie zwar erhabenen,
aber gewählten und theihveise den damals herrschenden Schu-
len gemässen Styl. Sein Pinsel war fleissig und überlegsaxu,
besonders im Helldunkel.
Jacopo A migoni kann in Venedig nicht nach Verdienst
geschätzt werden, wo, ausscr der Heimsuchung bei den Vätern
von S. Filippo, nichts von seinem bessern Style in der Stadt
_zu sehen ist, ich meine dem, den er sich in Flandern durch
Studium jener Meister aneignete. Damals fand sein von Naitur
friilicher; fruchtbarer, leicht Schönheit mit Grossheit paarender
und schöne Motiven für ausführliche Steife ersinnentler Genius
das Colorit, das er in Venedig umsonst gesucht hätte. Dort
lernte er die Kunst, mit Schatten bis zum einfachen Schwarz
zu gelangen und damit, ohne der Lieblichkeit Eintrag zu thun,
vollkommene Durchsichtigkeit und Klarheit, wie Zanetti
sagt, Etwas mehr Rundung, etwas weniger Streben, jede Ein-
zelheit glänzend hervorzuheben, und eri hätte sich Kennern noch
mehr empfohlen; denn der Menge kann man fast nichts Hei-
tereres zeigen, als ein Gemälde von ihm. Auch war sein Styl
nicht ohne Grund so beliebt in England, Deutschland und Spa-
nien, wo er als Hofmaler 1752 starb. Bei Privatleuten in lta-
lien sieht man, nicht gar häufig zwar, von AmigonVs Hand,