220
Oberitalian.
Venediger
Schule.
nus, den er bald nach seiner Rückkehr von Rom nnaltc. Zu-
weilen ist er freier, gleich Liberi, den er einige Jahre sehr
gut nachahmte, und dessen Schönheit in Frauenküpfen beson-
ders er immer behielt. Zuweilen scheint er sich selbst zu
übertreffen, namentlich in den Arbeiten, die er selbst erfunden
und ausgeführt, nachher von dem ausgezeichneten Bildnismaler
und tüchtigen Coloristcn, Cassana dem Genueser, übermalen
und so zu sagen beleben liess. In Zanetti's Ufegzueiser
findet man Giovanni und Stefano Bambin i, seine Sühne
und wahrscheinlich Schüler, angeführt; aber von ihrem Rufe
erfahrt man wenig in demselben Buche und in dem andern
grössern Werke schweigt er ganz von ihnen. Girolumu
Brasaferro und Gactano Zonlpini, Niccoloäs Schü-
ler, legten sich auch auf Ricci's Nachahmung und bildeten
so einen genxischten, nicht aller ureigenthümlichen Züge ent-
fremdeten Styl. Der Zweite erhielt ehrenvolle Aufträge vom
ipanischen Hofe, als ein crlindungsreicher Maler und nicht un-
verdientcr Kupfersteeher.
Gregorio Lazzarini, Rosa's Schüler, legte nicht nur
selbst jenen düstern Styl ab, sondern verbaunte ihn auch, als
er in den Ruf eines grossen Meisters kam, aus der venedigei-
Schule, deren Raffael er durch Bestimmtheit der Zeichnung
ist. Wer Lazzariniis Arbeiten sieht, wird auf den ersten
Blick glauben, er sei in Bologna, oder vielmehr in Rom gebil-
det. Gleichwol kam er nicht aus Venedig heraus, und erwarb
sich lediglich durch seinen Kopf die Achtung jedes, auch des
gelchi-(ggtcn, Künstlers, besonders des M aratta, der sehr karg
mit seiner Achtung der Zeitgenossen war. Dennoch lehnte die-
5er Mann einen Axiftrag des venerliger Gesandten in Rom ab,
ein Bild für den Saal dello Scrutinio zu malen; ja, er bezeigte
seine Verwunderung darüber, dass man ihn in Rom aufsuchen
könne, da man ja in Venedig einen Lazzarini habe. Und
allerdings entsprach dieser lllaratta's Urtheile, indem er in
diesem Saale das Siegesandenken Morosinrs, des pcloponen-
sischcn, treillicn darstellte. Mehr als anderwiirts zeichnete er
sich in einem S. Lorenzo Giustiniarli in Patriarchenart gemalt
aus, welcher vielleicht das beste Oelbild der venediger Schule
in diesem Jahrhundert ist, sowol wegen geschmackvoller
CQmPOSlClOH, als zierlicher Umrisse, schöner Ureigcnheit und