Vierter Zeitraum.
Fremde und neue Style in Venedig.
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sie gut auszuführen. Segala wird von Zanetti dem andern
vorgezogen und vorzüglich seine Empfängnis für die Schule
della Carita erhoben; und in der That wetteifert er darin mit
den Besten seiner Zeit, wenn er ihnen nicht gleichkommt.
Bellucci muss man in den Bildern auf Leinwand ehen,
welche er mit mehr Fleiss und besserm Grundauftrag malte,
wie seiner Geschichte aus der Schrift in der Heiligengeist-
kirche. Glücklicher übte er sich in kleinen Figuren und brachte
sie in den Landschaften des berühmten Tempesta an. In
Wien war er Hofmaler Josephs I. und Karls nachher an-ß
derer deutscher Fürsten; und dies verdankte .er diesem Talent
hauptsächlich 3).
In diesem Zeitraume darf Gio. Antonio Fumiani nicht
übergangen werden, welcher aus der bclogner Schule, worin
er erzogen war, einen guten Geschmack in Zeichnung und
Composition gewann und aus Paoloßs fleissig studirten Wer-
ken Bauten- und Verzierungsmalerei lernte. Manche haben ihm
mehr Wärme der Tinten und ein besseres Gleichgewicht des
Hellen und Dunkeln gewünscht; ich möchte auch noch den Aus-
druck hinzuetzen; denn mir scheint er in den Gebärden, ganz
gegen den Brauch dieser Schule, kalt. Der Streit Jesu mit
den Lehrern in der Carita ist ein schönes Werk von ilmh
Beneovich, der auch in Bologna gewesen, wird unter die
Cignanisten gezählt.
Nicht gar lange nach Fiumani geboren, lebte und malte
jedoch länger der Ritter Niccolo Bamhini, ein Schüler
MazzonPs in Venedig, und nachher Maratti's in Rom.
Hier bildete er sich zum genauen, ja zierlichen Zeichner, wo-
mit er denn die edeln Gedanken, die ihm kamen und die er
in grossen Wand- und Oelbildern darstellte, aufrecht hielt.-
Hütte er nur auch ein gleich glückliches Colorit gehabt! aber
hierin erkannte er selbst seine Mittelmässigkeit so sehr an,
dass er seinen Schülern verbot, seine Gemälde zu copiren. Zu-
weilen ist er ganz römischen Geschmacks, wie im heil. Stepha-
L
3) P. Federici nennt mit ihm einen Sohn, Gio. Batista, von
welchem er ein schönes Bild in Sorigo anführt, und hinzusetzt, er
würde berühmt geworden seyn, hätte er nicht dem hlalerruhme die
ruhige Masse vorgezogen, die sein reiches välerliches Erbe ihm ge-
währte. L.