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Oberitalien.
Venediger
Schule.
angenommen wird, so muss hier Pietro Paolo aufgeführt
werden, der minder tüchtige der Santa Croce, dennoch er-
wähnenswerth wegen einer Madonna alPArena, und mehrerer
Kirehenbilder in Padua, wo er, wenn nicht Cavagnzv, doch
der Schule der minder manierirten Venediger Anhänger scheint.
Nach diesen beiden obbelobten Künstlerin erwähne ich noch
Francesco Zucco, der Campi Schüler in Cremona, des
Moroni in Bergamo. Von diesem lernte er wahrhaft beseelte
Bildnisse malen, von Paolo die wunderliche Art, sie zu ver-
zieren. Auch in seinen Compositionen war er zuweilen so
Paolisch, dass die Bürger selbst ihm manches Gemälde ab-
stritten und für Paolws Arbeit ausgaben, wie eine Geburt
und eine Erscheinung an der Orgel in S. Gottardo. Uebri-
gens befolgte er verschiedene Manieren und schien zeigen zu
wollen, dass er, wenn es ihm geliele, wie Cavagno, oder wie
'I'alpino malen könne. Mit ihnen lebte und wetteiferte er
so, dass er zuweilen, wie im S. Diego alle Grazie, oder am
Hoehaltar der Capucinerinnen, als ihr würdigster Nebenbuhler
erscheint. In andern Arbeiten vermisst man wol einen bessern
Farbenauftrag, oder er kommt wenigstens den Ersten der Schule,
die hierin bewundernswiirdig sind, nicht gleich.
Noch 1627 fehlte es in Bergamo nicht an geschickten
Malern; wie einem Fabio di Pietro Ronzelli von gedie-
genem und kräftigem, wenn auch nicht idealem und hinlänglich
gewähltem Styl; Carlo Ceresa, einem gesuchten und fleis-
sigen Maler, von anmuthigem Colnrit, schön gedachten Gesich-
tern, gebildet, wie es scheint, nach den besten Mustern der gu-
ten Zeit. Der Erstere, vielleicht Solm eines guten Bildnisma-
lers und verständigen Componisten, Piero, malte in S. Grata
das lilartyrthum des heil. Alexander; der Zweite die beiden
von Manier freien Seitenbilder. Beider Mitwerber war Dome-
nico Ghislandi, ein guter Wandbildmaler, besonders in
Bauwerken, Vater des FraVittore, auch il FratePaolotto
genannt, von welchem anderswo die Rede seyn wird. Niemand
aber verlange, dass ich bei vielen andern ausserhalb ihrer Va-
terstadt wenig oder nicht Genannten verweile. Nur soviel will
ich sagen, dass, als es der Stadt an eigenen Malern fehlte, sie
nie Geld sparte, um sich mit den Arbeiten der besten Aus-
heimischen zu schmücken. Dies beweisen der Dom und die