Dritter Zeitraum.
Die Manieristen.
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ihnen; von einigen, bessern vermuthet man, der Vater habe
dabei geholfen.
Gianpnolß Cavagna entging, ich weiss nicht wie,
BosehinPs und selbst Orlandi's Blicken, der doch seinen
Mitwerber so sehr pries. In seiner Vaterstadt wird er nicht
minder, als Salmeggia, geschützt, und allerdings scheint
ihm ein umfassenderer, entschlossenerer und zu breiten und weit-
läufigen Werken mehr geneigter Sinn zu Theil geworden zu
Scyn. Moroncfs, des grossen Bildnismalers, Schüler, wie
wir schon sagten, hatte er eine Vorliebe für die venediger
Schule und hing, mehr als an einem andern Meister, an Paolo,
in dessen Style auch seine besten Arbeiten sind. Er strebte
ihn auch in der Zeichnung zu übertreffen, und übertraf ihn
allerdings in nackten Figuren, die er meisterhaft malte, selbst
erwachsenen. In seiner Vaterstadt hatte er eine gute Art auf
Kalk zu malen gelernt und zeichnete sich darin gar sehr aus,
Wie man am Chor in S, Maria "Maggiore sieht, wo er Mariens
Himmelfahrt malte; eine! lebendige, mannichfaltige, mit wahr-
haft grossen Engeln und Propheten seinem Hauptverdient!
bevülkerte Darstellung. Nicht minder gut malte er in Oel,
besonders wo die Nähe eines ausgezeichneten Malers ihn an-
sporntc. in dieser Art sind sehr berühmt sein Daniel in der
Löwengrube und ein heil. Franciscus mit den Wundmalen;
Seitengeiuälde des vielleicht bessern Bildes von L orenz 0 Lotto
in S. Spirito, die aber doch diese Stelle gar sehr verdienen.
Noch mehr gepriesen wird seine Kreuzigung zwischen mehrern
Heiligen, in S. Lucia, eins der schönsten Bilder der Stadt und
von mehrern Kennern jedem andern Bilde Talpino's vor-
gezogen. Ich enthalte mich eines Urtheils, worüber auch Künste
1er anders denken möchten, und bemerke bloss, dass es schwe-
Tßr ist, mittelmässige oder unfleissige Bilder von Salmeggia
Zu finden, als von Cavagna. Auch dieser hatte reinen Sohn,
welcher Maler war, genannt Francesco Cavagnuolo. Er
überlebte den Vater und erhob sich über das Mittehnässige. Er
hielt sich immer an Gianpaolds Styl, wie mancher aus
derselben Schule hervorgegangene Ausheinnisehe, z. B. Giro-
lamß Grifoni , dessen Bilder mir wie Copien einer Copie in
Pllulosehcm Styl vorkommen. Gehören die Santa Croce
in Bergamo und Einer Familie, wie im Wegweiser durch Padua