Dritter Zeitraum.
Die Manieristen .
Venedig und von da nach Rom ging, bildete er sich einen
ganz eigenen Styl, der, wenn er etwas Riistiges hat, doch
mehr im Lieblichcn leistet. Er liess sich in Rom nieder, wo
Er neben den Caraeeisten Sacchi, Berrettini sich in
der Kirche della Coneezione hält, auch in andern gemalt hat;
keine Stadt aber hat soviel öllentliche Werke von ihm, nis
Verona, auch in Privathäusern. Die Familiei Girardini allein,
welche ihn beschützte und in Rom unterhielt, worüber Briefe
und Urkunden vorhanden sind, hat so viele, dass sie mehrere
Sammlungen bereichern könnte; mit Vergnügen sieht man da.
seinen Fortschritt zum Schulgerechten und Zierlichen. Man
hat ihn wol mit Annibale Caracci verglichen, was in einer
andern Zeiten in Bologna wol eben soviel Nlurren erregt hätte,
wie der geraubte Eimer, und wol nirgends gern gehört wird.
Annibale ist ein verehrungswürdiger Maler und Turchi hat
seine Zeichnung im Sisara im Hause Colonna und andenvärts
nachzuahmen versucht; aber es ist ihm nicht immer gelungen;
überhaupt sind seine nackten Figuren, worin Annibzile sich
den alten Griechen näherte, nicht so gut, als seine bekleide-
ten. Ja, Passeri, wo er von seinem Bilde bei den Camaldo-
lcnsern in Rom redet, spricht ihm einen vollkommenen Bia-
lcrgeschmack ganz ab; Pascoli im Leben Gimignanüs
sagt, er habe in Rom einigen Ruf gehabt; was zwar minder
stark ausgedrückt ist, aber doch die Vergleichung mit Anni-
bale als unstatthaft erweiset. Glcichwol hat Turchi soviel
Anloekendes, dass er stets gefällt. Er scheint danach gestrebt
zu haben, mehrere Schulen und mit ihnen etwas Ureigenthüin-
liches in Veredlung der Bildnisse zu verbinden, die so lebendig
und von so weichem Fleische sindÄ Er war vorzüglich in Wahl
und Vertheilnng der Farben, unter welchen ein Hochrcth seine
Bilder ganz besonders heiter macht und für ein i-ianptzeichexi
seines Styls gilt. [n den Tinten soll er ausnehmend sorgsam
gewesen seyn und Künste und Geheimnisse erfunden haben,
lnn welche ihn die Nachkommen beneidet haben. Er wählte,
Peinigte, handhabte die Farben, befragte Scheidekünstler. Zu-
weilen müssen wir den Blick von Bildern wegwemlen, weiche
mit Tinten von Fuhrleutcn gefärbt scheinen, und beklagen um:
über das minder gefällige Colorit so Vieler. Aber wie wenige
Mühen sich ernstlich die Erden zu wühlen und zu reinige",